Unfallanalysen können zur Verbessserung der Verkehrssicherheit beitragen, wenn es gelingt, Unfallursachen wie Mängel im Straßenraum, ungünstige Verkehrsführungen oder das Verhalten der Verkehrsteilnehmer zu identifizieren.
Unfallhergang
Am 10. März kam es an der B74 zwischen Osterholz-Scharmbeck und Scharmbeckstotel zu einem Verkehrsunfall mit Radfahrerbeteiligung. Laut Pressemitteilung der Polizeiinspektion Verden / Osterholz befuhr ein 56-Jähriger mit dem Rad gegen 15:00 Uhr die B 74 in Richtung Scharmbeckstotel, als ihn eine 63-jährige PKW-Fahrerin übersah, die aus der Stoteler Bergstraße kam und nach rechts auf die B 74 abbiegen wollte. Der Radfahrer stürzte bei dem Zusammenstoß und wurde leicht verletzt.
Anmerkungen
Die T-Kreuzung Settenbecker Straße (B 74)/Stoteler Bergstraße befindet sich außerhalb geschlossener Ortschaften. Die zulässige Höchstgeschwindigkeit auf der mit durchschnittlich 18.000 Kfz/Tag viel befahrenen B 74 beträgt hier 70 km/h. Zum Unfallzeitpunkt (Montag gegen 15:00 Uhr) setzt regelmäßig starker Feierabendverkehr aus Richtung Bremen ein. Dieses Teilstück der B 74 ist mit kombinierten Fuß- und Radwegen beidseits (siehe dazu auch dies) der Straße ausgestattet, wobei für Radfahrer in Richtung Scharmbeckstotel beide als benutzungspflichtig markiert sind.
Der o. g. Unfall im März ist ein typisches Beispiel für die Gefährlichkeit linksseitiger Radwege: wer sie benutzt, wird von einmündenden Autofahrern oft übersehen, besonders wenn diese nach rechts auf die Hauptstraße einbiegen wollen. Die Autofahrer sind in dieser Situation typischerweise sehr auf den fließenden Verkehr von links konzentriert, dessen Vorfahrt sie achten müssen. Radler von rechts haben sie oft nicht „auf dem Schirm“, insbesondere wenn ihnen die Sicht auf diese behindert ist.
An dieser Kreuzung ist es eine hohe Hecke (am li. Bildrand auf dem 1. Foto), die aus der Nebenstraße kommenden Autofahrern die Sicht nach rechts erschwert und umgekehrt auch den Radlern ein frühzeitiges Erkennen herannahender Autos aus der Nebenstraße unmöglich macht.
Der Unfall macht einmal mehr deutlich, wie gefährlich linksseitige Radwege sind. An dieser Kreuzung besteht dazu kaum eine Alternative, auf der Fahrbahn der verkehrsreichen B74 mit erlaubten 70 km/h wären Radler wohl nicht sicherer.
Baulich wurde durchaus Mühe verwandt, den einmündenden Verkehr auf evtl. von rechts kommende Radler hinzuweisen: der Radweg ist aus dieser Perspektive (2. Foto) durch ein leicht erhöhtes Niveau und eine aspahltierte Rampe erkennbar und unmittelbar über dem „Vorfahrt achten“-Schild befindet sich das korrekte Zusatzzeichen mit den Pfeilen in beide Richtungen. Zusätzliche Sicherheit wäre meines Erachtens durch eine farblich (noch) auffälligere Markierung der Rampe oder des Radwegs und durch einen Beschnitt der hohen Hecke zu erzielen.