Bahnhofstr. 10 in Osterholz-Scharmbeck

Anfang des 20. Jh. entstand im damaligen Flecken Osterholz entlang der Bahnhofstraße ein neues Villenviertel. 18 Bauplätze wurden 1905 zwischen Bördestraße und Trägers Garten (heute Bahnhofstraße. 22) vermessen. Neben der Kaiserlichen Hauptpost und den Villen von Kreistierarzt Düwell und Apotheker Ruyter entstand irgendwann auch die repräsentative Villa an der Ecke Waldweg/Bahnhofstraße, die heutige Bahnhofstr. 10 in Osterholz-Scharmbeck. In den 1930er-Jahren bis mindestens 1975 wurde sie von der Familie Henke bewohnt und wird heute oft noch als „Henke-Villa“ bezeichnet.

Schiffsbauingenieur Karl Henke (1890-1942) war im 1. Weltkrieg Leutnant und Kompaniechef. 1920 gründete er am Osterholzer Hafen eine Bootswerft. Er baute Segel-, Ruder- und Schnellboote sowie u. a. Pumpschiffe für Kolumbien und ein Auto-Schnellboot für den König von Afghanistan, das er ihm 1928 auf der Leipziger Frühjahrsmesse verkauft hatte. 1929 zwang ihn die Weltwirtschaftskrise zur Aufgabe der Werft, das Bootshaus wurde 1931 an den Segelclub verkauft. Henke fand eine Stellung bei den Osterholzer Reiswerken und wurde nach 18 Monaten zum Prokuristen befördert. 1934 wurde er zum Betriebsleiter ernannt und Ratsherr im Stadtrat von Osterholz-Scharmbeck. 1941 gründete er u. a. mit Landrat Becker, Bürgermeister Urban und dem Lehrer Segelken den Heimatverein Quelle: Menkhoff und betätigte sich in dessen Beirat. Wirtschaftsberater der NSDAP-Kreisleitung.

In den 1960er Jahren stiftete die Familie Henke dem Kreisheimatmuseum Wohnzimmer-Möbel aus der Villa, die im Museum als „Roter Salon“ ausgestellt und 2012 für € 13.000 restauriert wurden. (Quelle: Osterholzer Kreisblatt 22.02.2012)

In den 1970er-Jahren war das Gebäude wohl in mehrere Wohnungen aufgeteilt (u. a. 1972 Müller, 1973 aus dem Rahmen, 1979 Onken), Mathilde Henke wohnte aber noch 1975 an ihrem 79. Geburtstag in der Villa.

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