Meyer, Hanni

Hanny Meyer geb. Cohen
Hanny Meyer geb. Cohen
Hanny Meyer (1905-1942, geb. Cohen), in vielen Quellen auch Hanni geschrieben, wurde am 31. März 1905 in Scharmbeck als zweites Kind des jüdischen Ehepaares Siegmund Cohen (1871-1939) und Clara Cohen (1871-1942, geb. Assenheimer) geboren. Ihre Eltern waren etablierte Geschäftsleute in Osterholz-Scharmbeck, die ebenso wie Hanny im Nationalsozialismus entrechtet und umgebracht wurden.

Der Vater Siegmund betrieb am Bahnhof (später Bahnhofstraße 37) ein Textilgeschäft und war während des 1. Weltkrieges Aufsichts-Unteroffizier für den Kreis Osterholz.

Während ihr älterer Bruder Erich Cohen (*1900) zur Zeit der nationalsozialistischen Machtergreifung 1933 nach Johannesburg in Südafrika auswanderte, blieb Hanny bei den Eltern. Der seit 1933 von den Nationalsozialisten organisierte Boykott jüdischer Läden führte zum Konkurs des Geschäftes in der Bahnhofstraße mit anschließender Zwangsversteigerung im Oktober 1934. Hanny musste mit ihren Eltern in eine Mietwohnung in der Lindenstraße 6 bei Alfred Schmarr (früherer Eigentümer Goldschmidt) ziehen, in einem gemieteten kleinen Raum in der Bahnhofstraße 34 betrieb sie noch bis 1938 einen kleinen Manufakturladen.

In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 (sog. Reichspogromnacht) drangen SA-Männer nach der vereitelten Brandstiftung an der ehemaligen Synagoge auch in die Wohnung der Cohens in der Lindenstraße ein und misshandelten Hannys Vater schwer. Hannys Laden in der Bahnhostraße wurde verwüstet:

„Barvermögen 53,27 RM, Warenlager 500 RM. Sonstiges Vermögen ist angeblich nicht vorhanden: An dem gemieteten Laden in der Bahnhofstraße sind die Scheiben der Eingangstür undeines Aushängekastens zertrümmert.“ (Polizeibericht über Hannys Laden vom 10.11.1938)

Schutzhaftverfügung
Polizeiprotokoll vom 10.11.1938
Hanny selbst wurde am 10. November in sog. „Schutzhaft“ genommen, am Folgetag aber wieder entlassen. Am 14. Februar 1939 wurde bei ihr anlässlich einer von der Gestapo angeordneten Hausdurchsuchung „unerwünschtes Schrifttum“ beschlagnahmt, u. a. Stefan Zweigs „Jeremias“, Leonhard Franks „Karl und Anna“, Franz Werfels „Verdi“ und Georg Hermanns „Jettchen Gebert“.

Nachdem ihr Vater am 20. November 1939 an den Folgen seiner Verletzungen aus der Pogromnacht gestorben war, erreichte Hanny die Zustimmung des Bürgermeisters, als Trauerredner den Lehrer Ginsberg aus Bremen kommen lassen zu dürfen.

Hanny und ihre Mutter Clara wurden 1940 in ein Bremer „Judenhaus“ in der Elsässer Str. 114 in Schwachhausen umgesiedelt, wo Hanni den 57-jährigen Bernhard Meyer aus Halberstadt heiratete. Am 17. November 1941 wurden die drei mit 567 ihrer Leidensgenossen (440 aus Bremen und 130 aus dem Regierungsbezirk Stade) am Lloydbahnhof zusammengetrieben und über Hamburg, wo weitere 407 Juden aus Hamburg und Umgebung mitgenommen wurden, nach Minsk verfrachtet. Dort kamen sie am 23. November an, ihr weiteres Schicksal ist nicht bekannt. Sie kamen entweder bereits im ersten Winter im Ghetto von Minsk oder 1942 im Rahmen der Massentötungen durch Vergasen oder Erschießen ums Leben.

Eintrag im Gedenkbuch beim Bundesarchiv:

Meyer, Hanni Hanny
geb. Cohen
* 31. März 1905 in Osterholz-Scharmbeck
wohnhaft in Osterholz-Scharmbeck

Deportation:
ab Hamburg
18. November 1941, Minsk, Ghetto

Todesdatum:
28. Juli 1942, Minsk, Ghetto

Stolperstein Hanny Meyer und Bernhard Meyer in Bremen
Stolpersteine für Hanny & Bernhard Meyer vor dem Haus Elsässer Str. 114 in Bremen

3 Antworten auf „Meyer, Hanni“

  1. Hi,

    My name is Michel Assenheimer and my ancestors are from Bremen and Syke. I have never heard of Clara nee Assenheimer. I would be interested learning more in order to establish how we might be related. Please contact me by email.

    – Michel Assenheimer, Ph.D.

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