Der von Heinrich Vogeler entworfene Worpsweder Bahnhof (Standort) wurde 1909-10 für die Kleinbahn Bremervörde-Osterholz GmbH erbaut und am 23. Dezember 1910 offiziell eingeweiht. Aufwändig restauriert ist er heute eines der kunsthistorisch bedeutendsten Baudenkmäler Worpswedes und steht unter Denkmalschutz. Neben seiner Funktion als Bahnhof für den seit der Expo 2000 touristisch wieder genutzten Moorexpress beherbergt er das Restaurant Worpsweder Bahnhof (Tel. 04792-1012, derzeit wohl längerfristig geschlossen … siehe unten).
Planung
Worpswede spielte bereits bei der Planung der Bahnverbindung zwischen Osterholz und Bremervörde Anfang des 20. Jahrhunderts eine besondere Rolle, als es nämlich um deren Streckenführung ging. Anfangs lag die neue Bahnverbindung hauptsächlich im Interesse der prosperierenden Glasindustrie in Gnarrenburg, die ihre umständlichen Rohstoff- und Warentransportwege dringlich zu verbessern suchte. Als kürzeste und wirtschaftlichste Trasse war eine Verbindung von Oldenbütttel nach Gnarrenburg ins Auge gefasst worden. Gerade zur Jahrhundertwende erlangte aber das zuvor verschlafen abseits gelegene Worpswede durch die eben gegründete Künstlerkolonie um Fritz Mackensen, Otto Modersohn, Hans am Ende und Heinrich Vogeler eine weit über das Bremer Umland hinaus reichende Bekanntheit. Worpswede verzeichnete jährlich mehrere tausend Besucher und der Ort Worpswede ebenso wie der Landkreis Osterholz versprachen sich von der viel aufwändigeren und somit teureren Trasse über Worpswede quer durch die oft überschwemmte Hammeniederung große Vorteile. (Quelle: Schütze und Elze)
Die Einstellung der Worpsweder zur Bahn war ambivalent: Einige erwarteten deutliche wirtschaftliche Vorteile, andere befürchteten eine Zerstörung des Landschafts-Charakters und eine „Industrialisierung“ Worpswedes. Der 1903 von Worpsweder Bürgern und zugezogenen Malern gegründete Verschönerungsverein Worpswede, dem 1904-1912 Heinrich Vogeler vorsaß, und insbesondere die 1905 gegründete Baukommission des Vereins mit ihrem Vorsitzenden Hans am Ende erhielten nach anfänglichen Widerständen bereits während in der Planungsphase großen Einfluss. Die Bahnhofsgebäude in Gnarrenburg und Bremervörde wurden noch vom Kleinbahnamt entworfen und realisiert, vermutlich mit Beratung durch Landesbaurat Sprengell. Zähe Proteste des Vereins gegen die Verunstaltung der Landschaft durch ungeeignete Architektur, immer wieder auch in Hannover vorgetragen, führten schließlich dazu, dass „die Bearbeitung der Stationsgebäude den Architekten des Vereins“ übertragen worden sei. (Quelle: Schütze und Elze)
Bau und Einweihung
Heinrich Vogeler und sein Mitarbeiter Walter Schulze waren sicher an der Planung beteiligt. Vogeler erhielt mindestens einmalig 500 Mark Künstlerhonorar bewilligt, weitere 40 Mark für den Entwurf der Gartenanlagen, die der Verschönerungsverein übernommen hatte. Dass Vogeler aber tatsächlich die Bauausführung leitete, ist den noch vorhandenen Unterlagen nicht zu entnehmen. Vielmehr musste er in Fragen der Innenausstattung oftmals mit anderen, oft billigeren Angeboten konkurrieren. (Quelle: Schütze und Elze)
Offizieller Einweihungstermin war dann der 23.12.1910, als ein mit Ehrengästen besetzter Zug den Dienst von Worpswede nach Osterholz-Scharmbeck aufnahm. Quelle: Menkhoff Andere Quellen nennen zwar den Heiligabend als „Geburtstag“ des Bahnhofes, vielleicht weil die Worpsweder Zeitung vom 24.12.1910 unter der Schlagzeile „Neue Zeit!“ einen Leitartikel zur Eröffnung der Bahnstrecke druckte.
Blütezeit und Stilllegung
Anfangs verkehrten von sechs Uhr morgens bis sechs Uhr abends fünf fahrplanmäßige Personenzüge nach Osterholz-Scharmbeck, vier nach Bremervörde. Bereits in den „Goldenen Zwanzigern“ wurden wegen der großen Nachfrage in den Sommermonaten durchgehende Kurswagen von Bremen nach Worpswede angeboten. Zusätzlich bestand reger Güterverkehr, im Rekordjahr 1920 wurden 130.000 t transportiert. Im 2. Weltkrieg wurden die Mehrzahl der Schienenfahrzeuge und fast alle Brücken zerstört, in den Nachkriegsjahren allerdings auch wieder rasch aufgebaut. Bis 1970 bestand eine durchgehende Eilzugverbindung Bremen-Stade, im März 1978 aber wurde die Strecke endgültig stillgelegt.
Um einer „ungeeigneten Fremdnutzung“ des Gebäudes vorzubeugen, pachteten die Freunde Worpswedes e.V., die Nachfolgeorganisation des Verschönerungsvereins, das Gebäude von der 1942 in Bremervörde-Osterholzer Eisenbahn (BOE) umbenannten Bahngesellschaft und restaurierten es in Absprache und mit Unterstützung der Denkmalpflege umfassend. Spätestens seit Beginn der 1980er-Jahre befindet sich wieder ein Restaurant im Bahnhofsgebäude.
Aktuell
Seit 2000 wird der Bahnhof an den Wochenenden von Mai bis Oktober wieder vom jetzt ausschließlich touristisch genutzten Moorexpress angefahren. Von Mai bis Dezember 2010 wurden wiederum umfangreiche Sanierungsarbeiten ausgeführt, um zwischenzeitlich entstandene Feuchtigkeitsschäden zu beseitigen und den Energieverbrauch zu senken. Die Eigentümerin Eisenbahnen- und Verkehrsbetriebe Elbe-Weser GmbH (EVB), die auch den Moorexpress betreibt, investierte ca. 100.000 € Eigenmittel sowie ca. 200.000 € Fördergelder. (Quelle: Osterholzer Kreisblatt 9.12.2010) Anlässlich seines 100sten Geburtstages war der Bahnhof in der Adventszeit 2010 „erleuchteter“ Schauplatz diverser Feierlichkeiten.
Im Mai 2013 war das Restaurant plötzlich für viele überraschend geschlossen, in der Presse war von einer „schwierigen Umbruchsituation“ (Susanna Böhme-Netzel, Vorsitzende des Pächters „Verein Freunde Worpswedes“) die Rede. Den Unter-Pachtvertrag mit dem bisherigen Wirt Kai Holthoff habe man wegen unterschiedlicher Auffassungen hinsichtlich Finanzen und Betriebsführung zum Ende 2010 gekündigt, Holthoff sei mit seiner Beschwerde gegen die Räumungsklage in zwei Instanzen gescheitert. Aktuell bemühe er sich um ein Revisionsverfahren vor dem Bundesgerichtshof, plane „belastbaren Indizien“ zur Folge aber bereits die Eröffnung eines neuen Betriebes in Worpswede. (Quelle: Weserkurier 16.5.2013) Andere Quellen sprechen davon, dass die Hartmanns (Restaurant Hemberg) 2014 im Bahnhof den Restaurantbetrieb eröffnen werden.
Viele der Plakate wurden nur in kleinen Auflagen von 50 bis 100 Stück gedruckt – manche erzielten aber auch erstaunlich hohe Stückzahlen. Dazu gehören die Plakate, mit denen zum Beispiel Henri Matisse für den Tourismus in Nizza warb. Sichtbar wird in der Ausstellung zudem, dass Plakatkunst auch von weniger berühmten Künstlern als Experimentierfeld genutzt wurde. Nach plakativer, auf den ersten Blick klar lesbarer Werbung sehen gerade ihre Arbeiten oft nicht aus – umso lohnender ist es, ihre Werke zu entdecken. Deutlich wird beim Farb- und Formspaziergang durch die Ausstellung allemal, warum die von Künstlern meist als völlig eigenständige Werke gestalteten Plakate schnell über die Nische der Werbung hinauswuchsen und sich zu Liebhaber-Stücken entwickelten.