John Davidsohn (auch Johan Davidsohn und später John Davidson; geb. 1. August 1904, gest. Sept. 1985) war ein Sohn der alteingesessenen und angesehenen Kaufmannsfamilie Davidsohn in Scharmbeck. Im Nationalsozialismus wurde er entrechtet und mehrmals verhaftet, bevor ihm 1939 die Flucht nach England gelang. Nach dem 2. Weltkrieg wanderte er in die USA aus.
John war das älteste Kind von Sally Davidsohn und dessen Frau Toni, geb. Goldschmidt. Mit seiner 1906 geborenen Schwester Ilse wuchs er schräg gegenüber der Synagoge im Haus Bahnhofstr. 84 („Kohlmannsches Erbe“) auf, das die Davidsohns 1902 gekauft hatten.
John studierte Jura und bestand im Juli 1931 das 1. Staatsexamen. Das Referendariat absolvierte er beim Amtsgericht Wesermünde-Geestemünde. Nach der sog. Machtergreifung Hitlers wurde er in Folge des Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums am 29. Mai 1933 „mit Rücksicht auf die gegenwärtigen Zeitverhältnisse … von sogleich ab bis auf weiteres beurlaubt“. Im November 1934 wurde er von 40-50 Männern zusammengeschlagen, in „Schutzhaft“ genommen und nach Berlin gebracht, nachdem er mehrere Flugblätter entfernt hatte, die zum Boykott jüdischer Geschäfte aufriefen.
Nach der sog. Reichspogromnacht (9./10. November 1938), in deren Verlauf SA-Männer im Anschluss an die vereitelte Brandstiftung an der ehemaligen Synagoge in die Wohnungen ansässiger Juden eindrangen und u. a. Johans Schwester Ilse schwer verletzten, wurden Johan und sein Cousin Ernst in „Schutzhaft“ genommen.
Mindestens seit 1938 bemühte sich John um eine Ausreise in die USA. Trotz eines aktenkundigen Affidavits seiner dort geborenen Cousins Edwin und James Davidson gelang ihm dies zunächst aber nicht.
Am 31. März 1939 erhielt John in Osterholz-Scharmbeck noch einen neuen Pass mit dem seit Anfang 1939 für alle Juden verbindlich vorgeschriebenen roten „J“, auch bei der Volkszählung vom 17.05.1939 wohnte er noch in der Bahnhofstr. 84 (ID-Nr. VZ275455). Am 11. August 1939 und damit nur drei Wochen vor Beginn des 2. Weltkrieges konnte er schließlich an Bord der MS Europa von Bremenhaven nach Southamptom flüchten.
In England lernte er die 1936 aus Gelsenkirchen geflüchtete Else Eichwald kennen, die beiden heirateten 1942 in Hammersmith. Am 3.5.1946 emigrierten beide dann von Liverpool in die USA. Im Zuge der sog. Wiedergutmachung nach dem 2. Weltkrieg wurde John zum Regierungsrat a. D. ernannt und bezog Ruhegehalt, im Jahre 1959 in Höhe von DM 851,98 monatlich. Vor seinem Tod im September 1985 lebte John in Queens im Staat New York.
Haben die Davidsohn jemals eine Entschädigung für ihre Immobilien in Scharmbeck erhalten.
Meines Wissens nicht.
hat Johan Davidsohn seine Memoiren geschrieben ?
Frage kommt aus Holland, in Deutscher Sprache kein Problem
Davon ist mir nichts bekannt, auch der Großneffe Bob weiß von nichts von evtl. Memoiren.
Jürgen,
Thanks for updating this web page describing John’s life.
Should the word „Gerichtsrefendar“ used above be spelled „Gerichtsreferendar“ (=articled clerk)?
Best wishes to you and Anja,
Bob D
Ooops, indeed! Good morning, Bob! I corrected that mistake and feel ashamed: after just a few days in Germany you’re already catching all (?) my false spelling … thanks! 😉
Best wishes back to both of you, from Anja as well!
Jürgen