Udo Schmolke († 18.07.2021) war für mich einer der ganz „Großen“ in Osterholz-Scharmbeck. Den Namen kennt hier praktisch jeder, meist im Zusammenhang mit der autocenter schmolke GmbH & Co KG. Das geht so weit, dass die ganze Gegend dort meistens als „dahinten bei Schmolke“ beschrieben wird. Was ich aber neben dem unstrittigen Bekanntheitsgrad viel beeindruckender fand, waren sein unglaubliches Engagement und seine Bodenhaftung. Vor fast 50 Jahren gründete er 1966 die Firma „schmolke“, heute mit 130 Mitarbeitern eines der größten Unternehmen im Landkreis. Anfangs eine Tankstelle mit kleiner Reparaturwerkstatt an der Loger Str. 16, seit 1977 als ARAL-Autocenter an der Ritterhuder Str. 55, 1984 ergänzt um die Mercedes-Vertragswerkstatt und 1994 um eine Mercedes-Zweigniederlassung in Lilienthal. 2004 kam noch der smart hinzu, 2005 ein Gebrauchtwagencenter mit freier Reparaturwerkstatt und 2007 der Service und Verkauf von Skoda.
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Radverkehr in OHZ geht besser
Radverkehr braucht sichere Wege, um die Mobilität der nächsten Jahrzehnte mitzugestalten. Diesbezüglich ist bei uns in OHZ viel Luft nach oben. Stolperfallen für Radfahrende sind bei uns seit vielen Jahren bekannt, immer mal wieder benannt von Verkehrsplanern (z. B. Verkehrsentwicklungsplan 2004) und engagierten Radlern (z. B. ADFC OHZ oder hier bei teufelsmoor.eu). Manchmal bringt das sogar was (Beispiel aus 2019), aber die Lage bleibt durchwachsen bis trüb. Platz 288 (von 415 ausgewerteten Städten mit 20.000-50.000 Einw.) beim ADFC-Fahrradklima-Test 2020 sollte allen Verantwortlichen ein Dorn im Auge und großer Ansporn sein. Leider aber gibt es bis heute nicht mal eine halbwegs aktuelle Bestandsaufnahme der Probleme, ganz zu schweigen von daraus folgenden Lösungsansätzen. Andere Städte sind da weiter und zeigen damit wenigstens Interesse für die alltäglichen Probleme der Radfahrer. Solange dieses Interesse von offizieller Seite bei uns fehlt, will ich gern ein wenig aushelfen:
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Radweg Am Knorren
Fast alle fahren hier falsch. Seit Oktober 2014 dürfen Rad fahrende in Richtung Scharmbeck den Fußweg (!) der Straße Am Knorren nicht mehr befahren. Damals wurde die Benutzungspflicht für die allermeisten Radwege in OHZ aufgehoben, so auch hier. Das Befahren eines Gehweges im Falle einer Anzeige mit einem Verwarngeld von € 10 bis 15 (mit Behinderung) belegt, im aktuell ausgesetzten neuen Bußgeldkatalog gar € 55 bis 70 (mit Behinderung). Trotzdem radeln nach meiner Beobachtung fast alle auf diesem Fußweg, und das hat gute Gründe.
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Radweg Heidkampstraße ohne Konzept
Update Juni 2021: Zwischenzeitlich ist das (immer noch abrupte) Ende des Radweges knappe 100 m stadteinwärts verlagert worden. Damit ist die Sicht beim Queren der Straße besser und somit das Gefährdungspotenzial geringer. Weiterhin aber fehlen jegliche Querungshilfe und ein Schutzstreifen für die Weiterfahrt stadteinwärts. Ohne diesen bin ich allein in den letzten Wochen drei mal angehupt worden, weil ich die Fahrbahn zu benutzen wagte. Radfahrer aber müssen hier auf die Fahrbahn, die Weiterfahrt auf dem Fußweg wird nach Inkrafttreten der Bußgeldnovelle voraussichtlich 55-100 € Verwarngeld nach sich ziehen.
Ursprüngliche Fassung vom 29.07.2017:
Am südöstlichen Ortseingang von Osterholz-Scharmbeck haben Radfahrer kein leichtes Spiel. Eben noch mehr oder weniger idyllisch von Tietjens Hütte am Hafenkanal entlang zu Onkel Hermann geradelt, stehen sie auf dem Radweg der Heidkampstraße (K9) ohne Vorwarnung vor einer schweren Entscheidung. Lieber eine Ordnungswidrigkeit begehen … oder Selbstmord riskieren?
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Heinz-Georg Otten
Als ich Heinz-Georg „Heini“ Otten († 29. Juli 2021) im August vor fünf Jahren beim Festumzug des Osterholzer Erntefestes traf, war es mir aus mehreren Gründen sehr angenehm. Zum einen, weil er schon lange ein Wunschkandidat für meine 999 Gesichter war. Er war ohne Übertreibung eine Institution in Osterholz-Scharmbeck und über dessen Grenzen hinaus. Zum anderen, weil ich ihn als Mensch und -so merkwürdig das auch klingt- als Bestatter ganz ungemein schätzte. Beruflich habe ich ja des Öfteren mit trauernden Angehörigen zu tun und auch privat ist es mir leider nicht erspart geblieben. Mit seiner natürlichen Empathie hat mich Heinz-Georg Otten mehr als einmal in solchen Situationen sehr beeindruckt. In meinen Augen einer dieser Lichtblicke, wo jemand seine Arbeit nicht nur hoch-professionell, sondern auch mit Herz macht.
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Davidsohn, John
John Davidsohn (auch Johan Davidsohn und später John Davidson; geb. 1. August 1904, gest. Sept. 1985) war ein Sohn der alteingesessenen und angesehenen Kaufmannsfamilie Davidsohn in Scharmbeck. Im Nationalsozialismus wurde er entrechtet und mehrmals verhaftet, bevor ihm 1939 die Flucht nach England gelang. Nach dem 2. Weltkrieg wanderte er in die USA aus.
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Stolpersteine in Osterholz-Scharmbeck
Update 24.06.2021: Heute wurden auch in Osterholz-Scharmbeck die ersten Stolpersteine verlegt. Gunter Demning verlegte sie an der Stadthalle sowie in der Börde-, Sandberg-, Post- und Bahnhofstraße.
Stolpersteine (siehe auch www.stolpersteine.eu und Wikipedia-Artikel „Stolpersteine“) suchte man in Osterholz-Scharmbeck bislang vergebens. Die 10 x 10 x 10 cm großen Steine mit Gedenktafeln aus Messing sind seit den 1990er-Jahren in mittlerweile über 1.200 Orten Deutschlands und 20 Ländern Europas meist in Gehwege eingelassen und sollen am jeweils letzten selbstgewählten Wohnort an die Opfer der NS-Zeit erinnern. Das Projekt wurde von dem Kölner Künstler Gunter Demning ins Leben gerufen.
„Ein Mensch ist erst vergessen, wenn sein Name vergessen ist“ (Gunter Demnig)
Amend, Bärbel
Bärbel Amend, verstorben am 23. April 2021, gehörte zu den engagierten netten Menschen hier in unserem „Kiez“, die man häufig und vor allem dann traf, wenn es etwas zu helfen oder anzupacken gab. Ich werde sie sehr vermissen, sind wir uns doch oft begegnet, auf dem Markt, bei Antonio und insbesondere bei allen Aktivitäten rund um die Mühle von Rönn. Ohne Sie ist die Nachbarschaft hier unten jetzt leider um einen warmen Farbton ärmer, Frau Amend. Vielen Dank für Ihr großartiges Engagement!
Newsticker Corona-Impfung Landkreis Osterholz
08.04.2021: Impfzentrum OHZ jetzt bei 13.032 Erst- (11.4 %) und 5.815 (5.1 %). Zweitimpfungen. Hinzu kommen Impfungen durch Hausärzt:innen seit dem 05.04. Zum Vergleich: Erstimpfungen Niedersachsen 13.3 %, Deutschland 13.8 % (beides inkl. HA-Impfungen).
12.03.2021: Landkreis Osterholz jetzt bei 7.550 Erst- (6.62 %) und 2.842 Zweitimpfungen. Zum Vergleich: Erstimpfungen Niedersachsen 6.7 %, Deutschland 7.2 %.
08.03.2021: Im Kreisgebiet wurden bislang insgesamt 6.600 Personen (5.79 %) erst- und 2.293 Personen zweitgeimpft. Vergleich Erstimpfungen: Niedersachsen 5.8 %, Deutschland 6.2 %.
27.02.2021: Bis inkl. 25.02. sind 4.697 Erst- und 2.124 Zweitimpfungen erfolgt. Damit haben gut 4 % der Landkreisbewohner ihre Erstdosis bekommen.
15.02.2021: Bis inkl. 12.02. sind 2.387 Erst- und 1.869 Zweitimpfungen erfolgt. Damit haben 2.09 % der Landkreisbewohner ihre Erstdosis bekommen (zum Vergleich: Niedersachsen 2.5 %, Deutschland 3.1 %).
08.02.2021: Bis inkl. 05.02. sind im LK OHZ 2.244 Erst- und 1.029 Zweitimpfungen erfolgt. Am 15.02. öffnet das Impfzentrum in der Stadthalle, Termine werden zunächst an Personen vergeben, die schon auf der Warteliste der Hotline stehen.
29.01.2021: Bis inkl. 27.01. sind im LK 2214 Erst- und 219 Zweitimpfungen erfolgt.
28.01.2021: Der als „Beginn der Terminvergabe“ propagierte heutige Donnerstag war schlichtweg eine Katastrophe. Die Hotline hoffnungslos überlastet und www.impfportal-niedersachsen.de zunächst Std. blockiert, nachmittags dann außerstande, einen Termin für OHZ zu vergeben. Vor dem 8.2. wird OHZ vermutlich keinen Impfstoff erhalten, mehr Details hier.
23.01.2021: Der Nds. Krisenstab rechnet mit Problemen zu Beginn der Terminvergabe am Donnerstag (28.01.). Das www.impfportal-niedersachsen.de und die ca. 300 Mitarbeiter der Hotline Tel 0800 99 88 665 werden voraussichtlich überlastet sein. Aktuell reiche der Impfstoff für ca. 30.000 Termine pro Woche (für den LK OHZ rechnerisch also 430/Wo.).
17.01.2021: Das Paul-Ehrlich-Insitut hat den 2. Sicherheitsbericht für den Zeitraum bis zum 10.01. veröffentlicht: 913 unerwünschte Reaktionen (im Mittel 2,8 pro Meldung), davon 51 schwerwiegende. Melderate für Einzelfallmeldungen 0,53/1.000 Impfungen, für schwerwiegende 0,08/1.000 Impfungen.
16.01.2021: Stand gestern in D/Nds 1.048.160/86.035 Impfungen, pro 100.000 Einw. sind das 1.260/1.076. Scheinbar sollen die Impfzentren in Niedersachsen wirklich erst im Februar öffnen. Anmeldungen nach derzeitigem Stand erst ab 28.1. auf www.impfportal-niedersachsen.de oder unter Tel 0800 99 88 665 möglich.
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Was bringen Corona-Schnelltests?
Über Corona-Schnelltests, genauer Point of Care Antigentests auf Coronavirus SARS-CoV-2 oder POC AG-Tests auf SARS-CoV-2 hört und liest man derzeit viel. Positives und Negatives … und leider auch viel Falsches.
Bei systematischer und breitflächiger Anwendung sind Schnelltests ein nützlicher Baustein zur Pandemie-Eindämmung. Nicht mehr und nicht weniger. Man muss sie nur sinnvoll einsetzen und die Ergebnisse richtig bewerten. Das allerdings ist nicht eben trivial, es setzt doch etwas tiefergehende Kenntnisse über die Infektionscharakteristik des Virus, die verfügbaren Nachweismethoden und Statistik voraus.
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Corona-Wasserstand Landkreis Osterholz 23.01.2021
Bisherige Corona-Infektionen 1.553 (+14), 8 neue Meldungen für den gestrigen Freitag und +7 für den 21.1., -1 für den 20.01.. Nach erforderlicher Korrektur sind 7-Tage-Mittel (9,7) und Inzidenzwert (59,7) unverändert. Beim Vergleich der aktuellen Inzidenzwerte rutschen wir in Niedersachsen vom 13. auf den 16. Platz.
Mit Covid-19 verstorben sind bislang 38 (±0) Landkreis-Bewohner.
Corona-Wasserstand Landkreis Osterholz 11.01.2021
Heute ist 1 weitere Infektionen gemeldet, diese für den gestrigen Sonntag. Insgesamt sind es damit jetzt 1440 Corona-Infektionen. 7-Tage-Mittel (10,3) und Inzidenzwert (72,0) bleiben unverändert. Letzterer weiterhin auf dem Höchststand der letzten 8 Tage, aber noch im Abwärtstrendkanal. Im Niedersachsenvergleich der aktuellen Inzidenzwerte fallen wir vom 7. auf den 8. Platz unter 45 Landkreisen und kreisfreien Städten.
Die Zahl der mit Covid-19 verstorbenen Landkreis-Bewohner ist auf 36 (+2) angestiegen.
Als aktiv infiziert gelten 100 (+6 seit Freitag), davon werden 4 (±0) stationär behandelt. In Grasberg ist die Zahl aktiver Infektionen seit Freitag von 3 auf 10 angestiegen, in den Landkreis-Gemeinden liegt der Anteil aktiver Infektionen jetzt zwischen 0,5 (Lilienthal) und 1,3 (Grasberg) pro 1.000 Einw.. Die Zahl der Personen in häuslicher Quarantäne wegen Kontaktes zu einem Infizierten (Kontaktperson Kategorie 1) ist mit 116 (±0) unverändert.
Corona-Schnelltest bei einer Prävalenz von 0,1 %
Szenario: Schnelltest bei sehr geringer Corona-Inzidenz
Beispiele: Neuseeland im Dezember 2020, Insel oder Hallig ohne Fährverbindung, Einsiedler oder Menschen in strikter Quarantäne >3 Wochen.
Selbst im Januar 2020 gibt es „Zero Covid“-Regionen mit einer Corona-Prävalenz von ≤0,1 %. Bei 1.000 Schnelltests würden sich dort höchstens 11 positive und mindestens 989 negative Resultate ergeben:
In einem solchen Test-Szenario wäre also die überwiegende Mehrheit der positiven Tests falsch-positiv, während so gut wie alle negativen Tests korrekt wären. Mit höchstens einem „Treffer“ bei 1.000 Tests wäre der Aufwand zwar sehr hoch, auf der anderen Seite aber eine durchaus probate Strategie, um die „Zero Covid“-Strategie durchzuhalten.
Corona-Schnelltest bei einer Prävalenz von 20,7 %
Szenario: Schnelltest bei symptomatischen Patienten
Beispiel: Notaufnahme einer internistischen Abteilung.
Im November 2020 lag die Corona-Prävalenz in der Notaufnahme bei z. B. 20,7 %, 1.000 Schnelltests würden 174 positive und 826 negative Resultate ergeben:
In einem solchen Szenario kann der Schnelltest für akute Entscheidungen hilfreich sein, insbesondere bei positiv Getesteten. Mit 5 % falsch negativen Befunden ist er aber nicht annähernd sicher genug, um einen Eintrag in die Klinik zu verhindern. Schon aus diesem Grund wird er immer um einen PCR-Test ergänzt werden, sofern die Kapazitäten es erlauben.
Corona-Schnelltest bei einer Prävalenz von 11,5 %
Szenario: Schnelltest statt PCR-Test
Beispiele: Covid-Verdacht, Kontaktpersonen, „Freitesten“ aus Quarantäne, vor oder bei Aufnahme in Klinik oder Pflegeeinrichtung.
In dieser sehr gemischten Gruppe liegt die Corona-Prävalenz etwa in Höhe der aktuellen Test-Positivrate von 11,5 % (Stand Dezember 2020). 1.000 Schnelltests würden 101 positive und 899 negative Resultate ergeben:
Im Vergleich zur geringeren Prävalenz von 1 % steigt mit der Prävalenz auch die Quote falsch negativer Testergebnisse (23 von Tausend), falsch positive hingegen fallen weniger ins Gewicht: Nur noch 9 von 101 positiven Befunden wären falsch, was wegen der Überprüfung mittels PCR akzeptabel ist. Je nach Situation durchaus problematisch sind aber >2 % falsch negative Befunde, wenn sie ohne Not hingenommen werden. Nicht umsonst setzt die Nationale Teststrategie für dieses Szenario vorzugshalber auf PCR-Tests, sofern die Kapazitäten ausreichen und das Testergebnis abgewartet werden kann.
Corona-Schnelltest bei einer Prävalenz von 1 %
Szenario 1: Test ohne Anlass
Beispiel: Regelmäßige Tests bei asymptomatischen Mitarbeiter*innen in Pflegeeinrichtungen/Kliniken oder Schüler*innen/Lehrer*innen.
Ende Dezember 2020 haben wir im Landkreis Osterholz ca. 250 bekannte aktive Infektionen, in Anbetracht einer 4- bis 6-fach höheren Dunkelziffer vermutlich also 1.250 Fälle oder 1 % der Landkreis-Bewohner. Bei einer derartigen Prävalenz von 1 % würden 1.000 Schnelltests mit einer Sensitivität von 80 % und einer Spezifität von 99 % insgesamt 18 positive und 982 negative Befunde ergeben:
Wie immer bei sehr geringer Prävalenz spielen falsch negative Testergebnisse (2 von Tausend) praktisch keine Rolle, wohl aber falsch positive: Von 18 positiven Befunden wären 8 korrekt und 10 falsch. Da jeder positive Schnelltest mittels PCR überprüft wird, ist das aber kein Beinbruch: Die vorsorgliche Isolierung der falsch positiv Getesteten kann nach 1-2 Tagen beendet werden.
Vergleicht man die „Anlasslose Schnelltest-Strategie“ mit der „Gar-nicht-testen-Strategie“, liegen die Vorteile auf der Hand: Bereits 15 Minuten nach dem Test können 80 % der Infektionsketten unterbrochen werden. Nimmt man eine mittlere Dauer der Infektiosität von 3 Tagen ab Testzeitpunkt an, kann man allen Kontaktpersonen 24 Tage Ansteckungsrisiko ersparen. Als Nachteil muss mit einer retrospektiv unnötigen Quarantäne von ca. 12 Arbeits- oder Unterrichtstagen gerechnet werden.
Vergleicht man die „Schnelltest-Strategie“ mit einer „PCR-Test-Strategie“, so würde letztere zwar alle Infizierten erkennen, aber erst nach durchschnittlich einem Arbeits- bzw. Schultag. Kontaktpersonen würde man dann nur 20 Tage Ansteckungsrisiko ersparen, allerdings ohne unnötige Quarantäne auszulösen.
Szenario 2: Schnelltest mit besonderem Anlass bei Asymptomatischen
Beispiel: Vor dem Familie-Weihnachten mit Oma & Opa, vor Pflegeheim- oder Klinikbesuch.
Auch in dieser Gruppe wäre die Corona-Prävalenz derzeit ca. 1 %, so dass mit ähnlichen Testergebnissen wie in Szenario 1 zu rechnen ist. Je vulnerabler allerdings die zu schützenden Personen und je infektionsträchtiger der Anlass (Dauer und Häufigkeit, Raumgröße, Mund-Nasen-Schutz etc.), umso genauer müssen die Besonderheiten jedweder Teststrategie beachtet werden:
- Ein negativer Schnelltest bietet (fast) nur am Tag des Abstriches hinreichende Sicherheit.
- Ein negativer PCR-Test ist auch nur sicher, wenn 3 Tage vor dem Test und zwischen Abstrich und geplantem Besuch keine infektionsträchtigen Kontakte stattgefunden haben.
Corona-Wasserstand Landkreis Osterholz 22.12.2020
1238 (+6) Corona-Infektionen gemeldet, alle neuen vom gestrigen Montag. Inzidenzwert (93,0) und 7-Tage-Mittel (15,1) steigen leicht, bleiben aber noch im Abwärtstrendkanal. Im Niedersachsenvergleich fallen wir vom 20. auf den 21. Platz unter 45 Landkreisen und kreisfreien Städten. Die Zahl der mit Covid-19 verstorbenen Landkreis-Bewohner ist unverändert 23 (±).
Die Zahl der aktiv Infizierten ist mit 250 (±) unverändert, 7 (+1) von ihnen werden stationär behandelt. 1094 (-77) Personen sind wegen Kontaktes zu einem Infizierten (Kontaktperson Kategorie 1) in häuslicher Quarantäne.
Corona-Impfung im Landkreis Osterholz
Seit meinem ersten Artikel zur Impfkampagne am 9.12. hat sich Einiges getan, es gibt Neuigkeiten:
Impfstoffe und Zeitplan
Die zwischenzeitlich publizierten Daten der Zulassungsstudien für BNT 162b2 von Pfizer/BioNTech und mRNA-1273 von ModernaXT (Einzelheiten hier und dort) sind vielversprechend. Die für Deutschland zuständige EMA wird mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit vor Weihnachten (BioNTech) bzw. Anfang Januar 2021 (Moderna) die jeweilige Conditional marketing authorisation erteilen.
Vermutlich wird am 27.12. bundesweit mit den Impfungen begonnen, zunächst mit dem Präparat von BioNTech/Pfizer, ab Mitte Januar auch mit dem von ModernaXT. Bei beiden sind zwei Impfungen im Abstand von 21 bzw. 28 Tagen erforderlich.
Impfzentrum Landkreis Osterholz
Die Stadthalle in Osterholz-Scharmbeck ist für bis zu vier Impfstrecken vorbereitet. Jede Impfstrecke besteht aus einem Raum für das Arztgespräch und vier Räumen für die Impfung. Geplant sind vorerst 12 Impfungen pro Stunde je Impfstrecke. Anfangs könnten so maximal 384 Impflinge täglich versorgt werden, ab Tag 21 wegen der Wiederholungsimpfung nur noch 192. Für die Impfung von nicht gehfähigen Menschen und in Pflegeeinrichtungen sind zusätzliche mobile Teams geplant.
Impf-Priorität
Der Entwurf der STIKO-Impfempfehlung vom 7.12.2020 ist noch im Abstimmungsprozess.
Update 17.12.2020: Die STIKO-Empfehlung zur COVID-19-Impfung mit einer detaillierten Darstellung der 6 Impfindikationsgruppen und entsprechender Priorisierung ist heute online.
Update 18.12.2020: Am 18.12. wurde die Impfreihenfolge per Rechtsverordnung des Bundesgesundheitsministeriums festgelegt, die auf der Impfempfehlung der STIKO aufbaut und rückwirkend ab 15.12.2020 in Kraft treten soll. Sie lautet jetzt:
Höchste Priorität
- Über 80-Jährige
- Personen, die in stationären Einrichtungen für ältere oder pflegebedürftige Menschen behandelt, betreut oder gepflegt werden oder tätig sind,
- Pflegekräfte in ambulanten Pflegediensten
- Beschäftigte in medizinischen Einrichtungen mit hohem Expositionsrisiko wie Intensivstationen, Notaufnahmen, Rettungsdienste, als Leistungserbringer der spezialisierten ambulanten Palliativversorgung, SARS-CoV-2-Impfzentren und in Bereichen mit infektionsrelevanten Tätigkeiten
- Beschäftigte in medizinischen Einrichtungen, die Menschen mit einem hohen Risiko behandeln, betreuen oder pflegen. (v.a. Hämato-Onkologie und Transplantationsmedizin.
Hohe Priorität
- Über 70-Jährige
- Personen mit Trisomie 21, mit Demenz oder geistiger Behinderung, nach einer Organtransplantation
- Enge Kontaktpersonen von über 80-Jährigen oder Bewohnern von Alten- Pflegeheimen und Heimen für geistig Behinderte
- Kontaktpersonen von Schwangeren
- Personen, die in stationären Einrichtungen für geistig behinderter Menschen tätig sind oder im Rahmen ambulanter Pflegedienste regelmäßig geistig behinderte Menschen behandeln, betreuen oder pflegen,
- Personen, die in Bereichen medizinischer Einrichtungen mit einem hohen oder erhöhten Expositionsrisiko in Bezug auf das Coronavirus SARS-CoV-2 tätig sind, insbesondere Ärzte und sonstiges Personal mit regelmäßigem Patientenkontakt, Personal der Blut- und Plasmaspendedienste und in SARS-CoV-2-Testzentren
- Polizei- und Ordnungskräfte, die im Dienst, etwa bei Demonstrationen, einem hohen Infektionsrisiko ausgesetzt sind.
- Personen im öffentlichen Gesundheitsdienst und in relevanten Positionen der Krankenhausinfrastruktur
Personen, die in Flüchlings- und Obdachloseneinrichtungen leben oder tätig sind
Erhöhte Priorität
- Über 60-Jährige
- Personen mit folgenden Krankheiten: Adipositas, chron. Nierenerkrankung, chron. Lebererkrankung, Immundefizienz oder HIV-Infektion, Diabetes mellitus, div. Herzerkrankungen, Schlaganfall, Krebs, COPD oder Asthma, Autoimmunerkrankungen und Rheuma
- Beschäftigte in medizinischen Einrichtungen mit niedrigen Expositionsrisiko (Labore) und ohne Betreuung von Patienten mit Verdacht auf Infektionskrankheiten
- Personen in relevanter Position in Regierungen, Verwaltungen und den Verfassungsorganen, in Streitkräften, bei der Polizei, Feuerwehr, Katastrophenschutz und THW, Justiz
- Personen in relevanter Position in Unternehmen der kritischen Infrastruktur, im Apotheken und Pharmawirtschaft, öffentliche Versorgung und Entsorgung, Ernährungswirtschaft, Transportwesen, Informationstechnik und Telekommunikation
- Erzieher und Lehrer
- Personen, mit prekären Arbeits- oder Lebensbedingungen
Anmeldung und Terminvereinbarungen
Das Land Niedersachsen hat den CRM-Dienstleister Majorel mit der Logistik hinsichtlich des zentralen Terminmanagements beauftragt. Seit dem 17.12.2020 ist eine
eingerichtet, die montags bis samstags 8-20 Uhr (Heiligabend 8-12 Uhr, an Feiertagen geschlossen) zur Verfügung steht.
Impftermine können erst vereinbart werden, wenn feststeht, ab wann der Impfstoff zur Verfügung stehen wird. Die Terminvergabe erfolgt dann über Hotline und zu einem späteren Zeitpunkt auch über die zugehörige Online-Plattform. Dabei werden zunächst die persönlichen Daten erhoben. Anhand einer strukturierten Abfrage von Alter, möglichen Vorerkrankungen und Beruf soll dann eine Selbsteinschätzung der Impfberechtigung erfolgen. Je nachdem, ob man zu einer der lt. STIKO vorrangigen Personengruppen gehört, wird im nächsten Schritt ein Termin im Impfzentrum der Wahl vereinbart oder eine erneute spätere Anmeldung empfohlen.
Bei der Terminvergabe wird auch der Termin für die Folgeimpfung bereits festgelegt. Man erhält dann per E-Mail oder Post eine schriftliche Terminbestätigung inklusive QR-Code, diese muss beim Impftermin zusammen mit dem Personalausweis vorgelegt werden. Er dient dort der Identifikation und als digitaler Laufzettel.
Kurz vor dem Impftermin erfolgt noch eine Erinnerung per SMS, E-Mail oder Post mit alle wichtigen Informationen zum Impfzentrum. Die Online-Plattform verwaltet auch die Lagerbestände an Covid-19-Impfstoff in den einzelnen Impfzentren und löst bei Bedarf eine Nachlieferung aus.
Covid-Impfung unter Antikoagulation
Die bevorstehende Impfung gegen Covid-19 wird -zumindest bei den ersten in Deutschland verfügbaren Impfstoffen- ausschließlich intramuskulär (i. m.) erfolgen, in aller Regel in den Deltamuskel des weniger benutzten Oberarmes. Derartige i.m.-Injektionen galten bislang vielen Ärzten und Patienten als unmöglich oder kontraindiziert, wenn blutverdünnende Medikamente (Antikoagulantien) genommen werden. Update 17.12.: Ich bin froh, dass die heute vorab online publizierte STIKO-Empfehlung zur COVID-19-Impfung vom 14.01.2021 dazu klar Stellung nimmt:
Die Impfung ist strikt intramuskulär (i. m.) und keinesfalls intradermal, subkutan oder intravaskulär zu verabreichen. Bei PatientInnen unter Antikoagulation soll die Impfung ebenfalls i. m. mit einer sehr feinen Injektionskanüle und einer anschließenden festen Komprimierung der Einstichstelle über mindestens 2 Minuten erfolgen.
Antikoagulation hätte sonst bei der Corona-Impfkampagne zum Problem werden können, weil knapp 10 % der >80-jährigen Impflinge höchster Priorität unter einer solchen Antikoagulation stehen dürften.
Rein medizinisch ist das Problem mittlerweile weitgehend gelöst: vorhandene Daten hauptsächlich zur Grippeimpfung zeigen, dass i.m.-Injektionen auch unter Antikoagulantien nach Risiko-Nutzen-Abwägung durchaus sicher sind. Im Schadensfall jedoch ist durchaus von Belang, dass i.m-Injektionen in den Fachinformationen von Phenprocoumon (z. B. Marcumar®) ausdrücklich als kontraindiziert bezeichnet werden. Für die neuen oralen Antikoagulantien (Eliquis®, Lixiana®, Pradaxa® und Xarelto®) finden sich zwar keine entsprechenden Angaben, bei Eingriffen mit Blutungsgefahr werden aber durchweg Vorsichtsmaßnahmen empfohlen.
Als Nicht-Jurist hatte ich befürchtet, dass die Staatshaftung nach § 60 IfSG bei evtl. Blutungskomplikationen nicht zuverlässig greifen würde, wenn die althergebrachten und eher schwammig formulierten Empfehlungen von RKI oder PEI (Paul-Ehrlich-Institut) und GTH (Gesellschaft für Thrombose- und Hämostaseforschung) beibehalten worden wären:
Sollte keine Zulassung für eine s.c.-Gabe vorliegen, kann die Impfung ggf. auch intramuskulär (i.m.) mit einer sehr feinen Injektionskanüle und der anschließenden festen Komprimierung der Einstichstelle über mindestens 2 Minuten erfolgen, wenn eine individuelle Risiko-Nutzen-Abwägung zugunsten einer Impfung ausfällt.(RKI)
Eine allgemeine Empfehlung entgegen der expliziten Warnhinweise aus der Fachinformation von Marcumar kann … jedoch noch nicht gegeben werden. … Vor einer i.m. Gabe sollte der INR-Wert nicht >3,0 liegen und keine Kombination mit Plättchenaggregationshemmern eingenommen werden. Eine generelle Empfehlung, wie im Einzelfall zu handeln ist, kann daher derzeit nicht gegeben werden. Die ideale Vorgehensweise muss individuell in einem Gespräch zwischen Arzt und Patient gefunden werden.(PEI/GTH)
Impfärztinnne bzw. Impfärzte wären dann verpflichtet, am Tag der Impfung im Rahmen des Impfgesprächs eine „individuelle Risiko-Nutzen-Abwägung“ vorzunehmen bzw. die „ideale Vorgehensweise“ festzulegen. Das ist aber völlig wirklichkeitsfremd, weil dazu die genaue Indikation für die Antikoagulation und oftmals aktuelle Laborwerte bekannt sein müssten. Im Zweifel müssen Klappenprothesen-Typen und Scores für das Schlaganfall- oder Thrombose-Risiko ermittelt und berücksichtigt werden. In meinen Augen unlösbar, zumal für das sog. Impfgespräch derzeit 3-5 Minuten veranschlagt werden.
Meine Empfehlung
Auf Grundlage der u.g. Daten und bisherigen Empfehlungen sehe ich das so:
Menschen unter Antikoagulantien sollten bei der Anmeldung zur Impfung aufgefordert werden, ihre Hausärztin bzw. ihren Hausarzt rechtzeitig vom Impftermin zu benachrichtigen. Diese/r sollte dann entscheiden, wie zu verfahren ist. Als Anhaltspunkte können gelten:
- Bei Marcumar/Phenprocoumon/Sintrom/Warfarin in der Regel Impfung unter fortlaufender Therapie, INR möglichst im unteren, aber zuverlässig nicht oberhalb des Zielbereichs. Ausnahme: bei geringem Schlaganfall-/Thromboserisiko (z. B. CHADS-VASc-Score <3) Marcumar-Pause 5 Tage vor der Impfung.
- Bei Eliquis/Lixiana/Pradaxa/Xarelto in der Regel 24 Std. Pause vor der Impfung und Wiederbeginn mit der nächsten Medikamenten-Dosis zur üblichen Zeit, sofern kein Hämatom an der Injektionsstelle bemerkt wird. Ausnahme: bei sehr hohem Schlaganfall-/Thromboserisiko (z.B. Thrombose in den letzten 6 Wochen oder CHADS-VASc-Score >8) Impfung unter fortlaufender Therapie
- Unter ASS/Clopidogrel/Prasugrel/Brilique (keine Antikoagulantien, aber der Vollständigkeit halber) in der Regel Impfung unter fortlaufender Therapie. Ausnahme: Bei reiner Primärprophylaxe 7 Tage Pause und bei dualer Plättchenhemmung (gleichzeitige Einnahme von mehr als einem dieser Präparate) individuelle Risikoabwägung z. B. via DAPT-Score
Anhang
A Fachinformationen ausgewählter Antikoagulantien
Fachinformation Marcumar
Intramuskuläre Injektionen … dürfen unter der Behandlung mit Marcumar aufgrund der Gefahr massiver Blutungen nicht durchgeführt werden. (FI Marcumar)
Fachinformation Eliquis
Eliquis sollte mindestens 24 Stunden vor geplanten Operationen oder invasiven Eingriffen mit niedrigem Blutungsrisiko abgesetzt werden. Dies schließt Eingriffe ein, für die jegliche mögliche Blutung als minimal eingeschätzt wird, deren Lokalisation unkritisch ist oder die leicht zu kontrollieren ist.
Wenn die Operation bzw. der invasive Eingriff nicht verschoben werden kann, sollten unter Berücksichtigung des Blutungsrisikos entsprechende Vorsichtsmaßnahmen ergriffen werden. Das Blutungsrisiko sollte gegen die Dringlichkeit des Eingriffes abgewogen werden.
Die Therapie mit Eliquis sollte, unter Berücksichtigung der klinischen Situation und ausreichender Hämostase, nach dem invasiven Eingriff bzw. der Operation so bald wie möglich wieder aufgenommen werden. (FI Eliquis)
Fachinformation Lixiana
Wenn die Antikoagulation zur Reduktion des Blutungsrisikos bei einem chirurgischen oder sonstigen Eingriff vorübergehend abgesetzt werden muss, dann ist Edoxaban so bald wie möglich und vorzugsweise mindestens 24 Stunden vor dem Eingriff abzusetzen. Bei der Entscheidung, ob ein Eingriff bis 24 Stunden nach der letzten Dosis von Edoxaban verschoben werden sollte, ist das erhöhte Blutungsrisiko gegen die Dringlichkeit des Eingriffs abzuwägen. Nach dem chirurgischen oder sonstigen Eingriff ist die Behandlung mit Edoxaban wiederaufzunehmen, sobald eine entsprechende Hämostase erreicht ist, wobei zu beachten ist, dass die gerinnungshemmende therapeutische Wirkung von Edoxaban innerhalb von 1–2 Stunden einsetzt. (FI Lixiana)
B Situation in Großbritannien
Seitens der Hersteller ist in der REG 174 INFORMATION FOR UK HEALTHCARE PROFESSIONALS unter „General recommendations“ eine qualifizierte Nutzen/Risiko-Abwägung vorgesehen:
Individuals receiving anticoagulant therapy or those with a bleeding disorder that would contraindicate intramuscular injection, should not be given the vaccine unless the potential benefit clearly outweighs the risk of administration.
Sowohl British Heart Foundation („Charity Organisation“ vergleichbar der Deutschen Herzstiftung) als auch Public Health England („Executive Agency“ des UK-Gesundheitsministeriums) haben sich mit Beginn der UK-Impfkampagne vergleichsweise klar positioniert und die i.m.-Impfung als Regelfall auch für Menschen unter Antikoagulation und Plättchenhemmern deklariert.
Is the vaccine safe for people taking blood thinners like warfarin or other anticoagulants?
Like most vaccines, the coronavirus vaccine is injected into the muscle of your upper arm. As with any injection, there is some risk of bleeding. Injections into your muscle may bleed a little more than injections that are given under the skin, but less than those that are given into a vein. If you are taking a blood thinner such as warfarin, or a new anticoagulant, the bleeding may take a little longer to stop and you may get more bruising on your upper arm.
Is the vaccine safe for people taking blood thinners like clopidogrel or other antiplatelet drugs?
Yes. If you are taking an antiplatelet medication, such as clopidogrel, then the vaccine is safe for you to take. You may experience a little more bruising around the injection site. (British Heart Foundation)
Administering COVID-19 vaccine to individuals taking anticoagulants
Individuals on stable anticoagulation therapy, including individuals on warfarin who are up-to-date with their scheduled INR testing and whose latest INR was below the upper threshold of their therapeutic range, can receive intramuscular vaccination. If in any doubt, consult with the clinician responsible for prescribing or monitoring the individual’s anticoagulant therapy.(Public Health England)
Der NHS gab im September 2018 in der Broschüre Can small volume intramuscular injections be given to patients taking oral anticoagulants? praktische Hinweise.
Public Health England vermerkt zum Thema Influenza immunisation information including updates for public health professionals im Oktober 2020:
Es gibt keine Beweise dafür, dass die subkutane Route der Impfung bei Personen, die Antikoagulanzien einnehmen, sicherer ist als die intramuskuläre Route. Der subkutane Weg kann selbst mit einer Zunahme von lokalen Reaktionen verbunden sein.
Personen, die eine stabile Antikoagulationstherapie erhalten, einschließlich Personen, die Warfarin einnehmen, bei denen die regelmäßigen INR-Tests (International Normalised Ratio) auf dem neuesten Stand sind und deren letzter INR-Wert unter dem oberen Schwellenwert des therapeutischen Bereichs lag, können intramuskulär geimpft werden. Für die Impfung sollte eine feine Nadel (23 oder 25 Gauge) verwendet werden, gefolgt von einem festen Druck auf die Stelle (ohne Reiben) für mindestens 2 Minuten. Wenden Sie sich im Zweifelsfall an den Arzt, der für die Verschreibung oder Überwachung der Antikoagulanzientherapie der Person verantwortlich ist. eigene Übersetzung
Einschlägige Studien
- Casajuana et al. untersuchten randomisiert und einfach verblindet 229 Patienten unter oraler Antikoagulation (Acenocoumarol oder Warfarin), denen eine Grippeimpfung entweder subkutan oder intramuskulär (M. deltoideus) verabreicht wurde.(1). Hautläsionen (z. B. Erytheme) 24 Stunden nach Injektion traten nach s.c-Injektion bei 37,4 % und nach i.m.-Injektion bei 17,4 % der Patienten auf (number needed to harm 5 [95 % Konfidenzintervall 3,1-11,3]). Größere Nebenwirkungen traten nicht auf, bei 2 Patienten in der s.c.-Gruppe und 1 Patienten in der i.m.-Gruppe trat ein Hämatom auf.
- Iorio et al. haben 104 Patienten unter Warfarin-Therapie randomisiert und doppelblind entweder Influenza-Impfstoff oder Placebo und nach 14 Tagen cross-over die jeweils andere Substanz. in den Deltamuskel injeziert. (2). Innerhalb weitere 4 Wochen wurden keine größeren Blutungsereignisse beobachtet.
- Raj et al. haben 41 Männer unter Warfarin-Therapie 0,5 ml eines Grippeimpfstoffes i. m. in den M. deltoideus injeziert, gefolgt 5-minütigem festen Druck. (3). Innerhalb der folgenden 14 Tage traten keine lokalen Blutungen oder Veränderungen des Armumfangs auf.
- Delafuente et al. impften einfachblind 26 Männer im Alter ≥60 Jahre unter Warfarin-Therapie mit 0,5 mL Grippeimpfstoff intramuskulär (n=13) oder subkutan (n=13) in die Deltaregion. (4). In beiden Gruppen berichteten jeweils 3 Patienten über Unbehagen oder Schmerzen an der Einstichstelle, lokale Blutungen wurden nicht festgestellt. Bei 10 Impflingen der i.m.-Gruppe wurden im Telefoninterview nach 2 Tagen weder Blutung noch Bluterguss oder Schwellung beschrieben.
- Paliani et al. berichteten 2003 über ihre Fall-Kontroll-Studie aus der Grippesaison 2001-02 bei Patienten unter Antikoagulation (Warfarin 98 %, Acenocoumarol 2 %). (5). 90 Patienten (mittlerer INR 2,79 ± 0,83) nach Grippeimpfung wurden mit 45 adjustierten Kontrollen ohne Impfung verglichen. Die Impfung führte 7-10 Tage nach Impfung zu einem INR-Anstieg um 0,56. Blutungsepisoden (Nasenbluten und Muskelhämatom) traten bei 2 Pat. auf.
- Kuo et al. kommen 2012 in einer Übersichtsarbeit zu dem Schluss, dass eine Influenza-Impfung unter Langzeit-Therapie mit Warfarin keinen konsistenten, klinisch relevanten Effekt auf die INR-Werte hat. (6). Die von ihnen nach Medline- und Embase-Recherche bis 2011 identifizierten 7 Studien erbrachten auch kein erhöhtes Hämatomrisiko nach i.m.-Injektion der Grippeimpfstoffe.
- Dimitrova et al. haben 2020 gepoolte Sicherheitsdaten aus 16 randomisierten, doppelblinden, Plazebo-kontrollierten Studien zur i.m.-Applikation von OnabotulinumtoxinA bei Muskelspastik publiziert. 1182 von 1877 Patienten standen unter antithrombotischer Therapie, davon 948 Plättchenhemmer, 250 Vit-K-Antagonisten und 7 DOAK. Blutungskomplikationen innerhalb von 4 Wo. waren mit antithrombotischer Therapie (1,0 %) nicht häufiger also ohne (1,4 %), auch bei den reinen Antikoagulantien (ohne Plättchenhemmer) war die Häufigkeit nahezu gleich (0,6 vs. 1,3 %). (7)
- Beyer-Westendorf et al. haben 2013 anhand der Sicherheitsdaten aus der Dresden NOAC Registry u. a. Blutungskomplikationen nach 863 chirurgischen oder interventionellen Eingriffen oder auch i.m-Injektionen untersucht. (8). Sie kamen zu dem Schluss, dass die Fortsetzung oder kurzzeitige Unterbrechung einer DOAC-Therapie ohne Bridging für die meisten Patienten bei nicht größeren invasiven Eingriffen eine sichere Strategie darstellt, rieten jedoch dazu, eine sorgfältige Risiko-Nutzen-Abwägung vorzunehmen, bevor patientenspezifische Entscheidungen getroffen werden.
Moderna COVID-19 Vaccine mRNA-1273
COVID-19 Vaccine (mRNA-1273) ist der Corona-Impfstoff von ModernaTX. Der Hersteller hat am 30. November bei der FDA eine Emergency Use Authorization (EUA) beantragt und die FDA hat am 15.12. die Zulassungs-Unterlagen publiziert. Auch für die EU hat der Hersteller am 30.11. bei der EMA eine Conditional Marketing Authorisation beantragt. Nachdem die EMA-Entscheidung für BNT 162b (BioNTech/Pfizer) neuesten Meldungen zur Folge noch vor Weihnachten (voraussichtlich 23.12.) erwartet wird, kann man wohl Anfang Januar mit einer Zulassung für ModernaXT rechnen. Der Moderna-Impfstoff wird also mit großer Wahrscheinlichkeit der zweite zugelassene Impfstoff sein und wahrscheinlich ab Anfang 2021 verabreicht werden können. Auch auf diese Daten war ich deshalb sehr gespannt, ein Peer-Review liegt bislang allerdings noch nicht vor.
Impfstoff
Wie bei dem BioNTech/Pfizer-Präparat handelt es sich um einen mRNA-Impfstoff. Er wird in zwei Einzeldosen von je 100 µg bzw. 0.5 ml im Abstand von 28 Tagen intramuskulär injiziert. Geliefert wird er als gefrorene Suspension in Durchstechflaschen mit jeweils 10 Dosen, die bei -25 bis -15 °C gelagert und dann aufgetaut werden müssen. Nach dem Auftauen können die Fläschchen ungeöffnet bis zu 30 Tage bei 2-8°C im Kühlschrank und dann nochmals bis zu 12 Stunden bei 8-25°C gelagert werden. Nach dem Anstechen sollte die Durchstechflasche bei 2-25°C gelagert und nach 6 Stunden verworfen werden.
Ergebnisse
Die Zwischenauswertung vom 07.11.2020 der noch andauernden Phase-3-Studie erfolgte im Median 7 Wochen nach der 2. Impfdosis bei insgesamt 27.817 Personen. Mit 5 Covid-19-Fällen in der Impfstoffgruppe und 90 Covid-19-Fällen in der Plazebogruppe ergab sich eine Effektivität von 94.5 % (95% CI 86.5-97.8 %) für den Zeitraum ab 14 Tage nach 2. Impfung.
Eine weitere Zwischenauswertung vom 21.11.2020 mit 30.351 Probanden im Median >2 Monate nach 2. Dosis ergab eine Effektivität von 94.1% (95% CI 89.3-96.8%) mit 11 Covid-19-Fällen in der Impfstoffgruppe (n=15.181) und 185 Fällen in der Plazebogruppe (n=15.170). Für 18-64-Jährige lag sie bei 95.6 % (95% CI: 90.6-97.9 %) und für ≥65-Jährige bei 86.4 % (95% CI: 61.4-95.5 %). Schwere Covid-19-Erkrankungen lt. Protokoll traten in der Plazebogruppe 30 mal und in der Plazebogruppe gar nicht auf.
Nebenwirkungen
Am häufigsten waren Schmerzen an der Injektionsstelle (91,6 %), Müdigkeit (68,5 %), Kopfschmerzen (63,0 %), Muskelschmerzen (59,6 %), Gelenkschmerzen (44,8 %) und Schüttelfrost (43,4 %). Bedeutsame Nebenwirkungen traten bei 0,2-9,7 % der Teilnehmer auf, häufiger nach der 2. Dosis und bei Teilnehmern ≥65 Jahre seltener als bei jüngeren Probanden.
Ernsthafte unerwünschte Ereignisse (SAE) waren selten (1,0 % im mRNA-1273-Arm und 1,0 % im Placebo-Arm), ohne bedeutsame Unterschiede zwischen den Studienarmen. In der Impfstoffgruppe waren Myokardinfarkt (0,03 %), Cholezystitis (0,02 %) und Nephrolithiasis (0,02 %) häufiger, in der Plazebogruppe Covid-19 (0,1 %), Pneumonie (0,05 %) und Lungenembolie (0,03 %). Abgesehen von Covid-19 lassen die geringen Fallzahlen nicht auf einen kausalen Zusammenhang schließen. Mit Ausnahme häufiger, im Allgemeinen leichter bis mäßiger Reaktivität bei <65-Jährigen war das Sicherheitsprofil von mRNA-1273 über alle Altersgruppen, Geschlechter, ethnischen und rassischen Gruppen, Komorbiditäten und Anzeichen einer vorherigen SARS-CoV-2-Infektion ähnlich.