Gesichtermäßig betrachtet war vorgestern ein guter Tag. Die Kulturmühle hat mir gleich zu vier neuen Porträts verholfen und eigentlich hätten es gut und gerne fünfzehn sein können. Mindestens so viele nette Mitmenschen mit sehenswerten Gesichtern traf ich dort, aber zur Fließbandarbeit sollen die 999 Gesichter ja nun nicht ausarten. Also habe ich auch nicht allen mit der Kamera vor der Nase rumgefuchtelt.
Jan Mackenberg aber, das wusste ich von gemeinsamen Freunden, kannte die 999 Gesichter schon und war auf öffentliches Interesse nicht unvorbreitet, hatte er doch als Vorstandsmitglied der Volksbank eG Osterholz-Scharmbeck und damit des Kulturmühlen-Sponsors an diesem Abend die Begrüßung übernommen. Ich musste also nicht erst zu langen Erklärungen ausholen und durfte unkompliziert drauflosknipsen. Danke für’s Mitmachen, Jan! Als hier aufgewachsener Sohn des ehemaligen Stadtdirektors und 1. Vorsitzender des größten Sportvereins am Ort gehörst du ganz ohne Zweifel zu den Menschen, die unserer Region ein Gesicht geben.
Am Mittwoch war wieder einmal der Bremer Schauspieler Martin Leßmann in der Mühle von Rönn zu Gast, vielen u. a. bekannt als die Stimme des Kasimir aus Hallo Spencer. Und wieder einmal war es entzückend. Ich weiß nicht, mit welchem Adjektiv ich das besser beschreiben könnte, ich war jedenfalls sehr angenehm unterhalten, vielfach köstlich amüsiert und immer wieder auch berührt. Wie schön es sein kann, einem Profi zuzuschauen und zuzuhören, der nur mit Gesten, Sprache und Geräuschen mehr Gefühl erzeugt als die Mehrzahl gängiger Seriendarsteller mit aufwändiger Filmmusik und einem Haufen special effects.
Dieses Jahr wurden wir übrigens Zeuge des Erzählkabinetts „Morgenstern am Abend“ zum 140. Geburtstag von Christian Morgenstern. Ich hatte bereits im vergangenen Jahr bei der Kulturmühlen-Auftaktveranstaltung das Vergnügen, ein paar Bilder von Herrn Leßmann bei seiner Wilhelm-Busch-Lesung machen zu können. Richtig gefreut hat mich, dass er selbst sie auch mochte und einige davon für Werbezwecke verwenden wollte. Insofern fiel es mir bei der gestrigen Veranstaltung leichter, ihn wegen erneuter Fotos anzusprechen. Und ich durfte … vielen Dank, Herr Leßmann!
Dieses Bild von Herrn Leßmann im Gespräch mit „Kulturmühlen-Vordenker“ (und Komparsen!) Paul Mahrt vor der Aufführung lässt bereits ahnen, wie lebendig und ausdrucksstark der dann folgende Auftritt ausfiel, finde ich …
Sabine Gartmann betreibt mit ihrer Schwester Ute die Buchhandlung Schatulle in der Bahnhofstraße in Scharmbeck, nach insgesamt zwei Umzügen seit 2003 im ehemaligen Hiller-Haus Nr. 98.
Wir kennen Sabine ebenso wie ihre Schwester schon einige Jahre. Anfangs waren wir einfach nur angetan von ihrer sehr sachdienlichen Beratung beim Erwerb von Jugendliteratur, mit der wir jahrelang unsere Nichten und Neffen zu Geburtstagen und Weihnachten gequälterfreut haben. Später stellten wir mit Hilfe gemeinsamer Freunde fest, dass uns weit mehr als nur Cornelia Funke miteinander verbindet. Dem Frankreich-Kenner mag das Bild bereits als Hinweis gedient haben, dass die gemeinsamen Interessen mittlerweile deutlich über die Hammeniederung hinaus reichen. Es zeigt übrigens Sabine bei einer improvisierten Lesung umstrittener zeitgenössischer Literatur in Gebärdensprache am Originalschauplatz (ich meine, es war die Szene, in der Sophie die Fibonacci-Folge entschlüsselt … oder so ähnlich).
Die Pyramide im Hintergrund steht dir übrigens mindestens so gut wie den Reisbauern der Sonnenhut, Sabine. Mich wird das Bild deswegen immer auch an die Berichte von eurer Fahrradreise durch China und Vietnam erinnern. Und natürlich an Paris, war klasse!!
Wenn ich gestern unter dem letzten Porträt beschrieben habe, wie ich fast jeden Sonntag Bäckermeister Schilling am Kippfenster der Backstube sehe, dann ist das nicht ganz eindeutig, fällt mir gerade auf. Häufig ist es nämlich auch Christian Schilling, der „Junior“, der die Kundschaft durch das offene Fenster begrüßt. Und oft sind es auch beide, so wie gestern. Und so gehört er ebenso wie sein Vater zu den Fixpunkten meines Wochenendgefühls und ich bin froh, dass ich meine Nase samt Kamera durchs Fenster in die Bachstube schieben und dieses Foto machen durfte.
Und um es perfekt zu machen, gab’s noch eine Palette des weit über die Landkreisgrenzen hinaus berühmten Butterkuchens „zum Kaffee am Nachmittag“, vielen Dank!
Februar 2011, Zeit für was Neues. Tristes Schmuddelwetter, dieses Foto und das Projekt 365 Porträts von Markus Schwarze motivieren mich, mich auf die Menschen in meiner Umgebung zu konzentrieren. Also will ich versuchen, möglichst viele Einheimische, Zugereiste und Besucher zu porträtieren, die unserer Region ein Gesicht geben. Das Projekt wird langsam vorangehen, weil ich es nicht gewöhnt bin, fremde Menschen anzusprechen und für ein Foto zu gewinnen. Mal sehen … „999 Gesichter: Tagebuch“ weiterlesen
Das werden jetzt nur Insider verstehen, aber dieses Bild ist ganz einfach Kult!
Allen anderen erkläre ich es gerne: Bäckermeister Hans Schilling betreibt mit fast der ganzen Familie die Bäckerei und Konditorei Schilling an der Koppelstraße, seit 1984 mit einer Filiale in dem Wohn- und Geschäftshaus Ecke Bahnhofstraße/Lange Straße. Seit nunmehr fast 12 Jahren sehe ich fast jeden Sonntag genau dieses Bild: Herr Schilling schaut interessiert durch das angekippte Fenster der Backstube auf den Parkplatz und, sofern nicht handwerklich abgelenkt, grüßt die über den Parkplatz Ankommenden (ohne Brötchentüte) oder Heimgehenden (mit Brötchentüte). Dieses Bild von Bäckermeister Schilling hinter dem Kippfenster hat sich bei mir quasi in der Sehrinde eingebrannt und es ist untrennbar mit dem „Sonntags-morgens-bei-Schilling-Brötchen-holen“-Ritual verbunden. Und so wie mir geht es vielen Anderen, teilweise seit Jahrzehnten. Immer wenn ich in den letzten Wochen über meine 999 Gesichter und noch geplante Porträts schwadroniertgeplaudert habe, kam genau diese Szene zur Sprache. Und die einhellige Antwort war immer „genau, das musst du unbedingt machen, das ist so dermaßen typisch …“. Deshalb bin ich sehr froh (und dankbar, Herr Schilling!), dass ich genau das heute realisieren konnte.
An diesem Bild ist darüber hinaus zweierlei berichtenswert: Erstens habe ich es fast bis in jedes Detail seit Wochen in Gedanken so mit mir herumgetragen, wie ich es heute fotografisch und mittels Bildbearbeitung auch umgesetzt habe. Das gelingt mir in letzter Zeit immer häufiger und freut mich. Zweitens ist dieses Bild das Erste, welches ich mit Lightroom (und sogar nur mit Lightroom) bearbeitet habe. Dazu später mehr.
Der Fischerhuder Koch Jörg O. Böhnke ist Küchenchef in Tietjenshütte. Gemeinsam mit Kerstin Benecke leitet er die im März 2010 wieder eröffnete Traditionsgaststätte an der Hamme und ist Geschäftsführer des Betreibers T & H Restaurant GmbH. Telefonisch kannten wir uns schon, weil wir im vergangenen Jahr wegen einiger Fotos für die Webseite des Restaurants telefoniert hatten. Gestern habe ich ihn auch persönlich kennengelernt. Nachdem wir gemeinsam mit Besitzerin Meike Hollenbeck in der noch fast ganz neuen und sehr geschmackvoll eingerichteten Findorffdiele über Torfkahnbilder geplaudert hatten, durfte ich noch ein paar Fotos in „seinem Reich“ machen.
Mit diesem Bild hat das Hochformat Premiere bei den 999 Gesichtern. In letzter Zeit versuche ich häufiger, mit dem (weiterhin möglichst unscharfen) Hintergrund einen Bezug zum Porträtierten herzustellen. Da bot sich beim Maître de Cuisine natürlich die Küche an und die wiederum gab im Hochformat viel mehr her …
Said war vor drei Tagen neben Aladin und Bisar der Dritte im Bunde, der spontan zum Mitmachen bereit war. Nochmals vielen Dank euch!
Das 85er Sigma ist gerade (mal wieder) zu meinem Lieblingsobjektiv avanciert. Die Abbildungsqualität bei Offenblende 1.4 beeindruckt mich schon sehr und das Bokeh mag ich auch bei strahlender Frühlingssonne.
Auch Bisar gehörte zu der Gruppe junger Männer, die ich am Mittwoch Hinter der Wurth traf. Zum wiederholten Mal hatte ich durch die 999 Gesichter eine Gelegenheit, mit Fremden ins Gespräch zu kommen. War nett, mit euch zu plaudern, Jungs! … und ich hoffe, dass euch die Fotos gefallen.
Auf dem Weg zum Marktplatz stieß ich gestern auf Aladin und einige seiner Freunde. Genauer gesagt: sie stießen auf mich, und das war eine Premiere für meine 999 Gesichter. Ich ging vielleicht fünf Meter vor ihnen und angesichts der auf dem Rücken baumelnden Kamera kicherten sie irgendwas von „Paparazzi“ und „Sie können ja mal ein Foto von uns machen…“. Da sie einen sehr fotogenen Eindruck machten, hielt ich an und erläuterte ihnen mein Fotoprojekt. Und ich durfte sie tatsächlich dafür aufnehmen, was sich sehr gelohnt hat, wie ich finde. Vielen Dank!
Dieses Porträt entstand ebenfalls bereits beim Osterfeuer bei Melchershütte, durch einen Kongressbesuch bin ich erst jetzt dazu gekommen, es gebührend zu würdigen. Danke, Jan!
Der Name Stehnke begegnete uns bereits in den allerersten Tagen in Osterholz-Scharmbeck und er begleitet den aufmerksamen Beobachter hier auf Schritt und Tritt. Jan aka Dipl.-Ing. Johann Gottfried Stehnke ist in mittlerweile 5. Generation Geschäftsführer der Gottfried Stehnke Bauunternehmung GmbH & Co. KG, dem traditionsreichsten noch bestehenden Großunternehmen am Ort und in der Region. Das Familienunternehmen wurde 1868 vom Maurermeister Gottfried Stehnke in der Koppelstraße 174 (heute Nr. 28 oder 31) gegründet und war an der Errichtung unzähliger Häuser und Bauwerke im ganzen Landkreis maßgeblich beteiligt.
Unter den vielen netten Leuten, die wir Samstag beim Osterfeuer getroffen haben, war auch Marcus. Das war gut so, denn Marcus kann nicht nur 10.000 m in weniger als 54 Minuten rennen, sondern mit dem Licht seiner tragbaren Telefonzelle auch entscheidende Abschnitte des Teufelsmoores erhellen. Was wesentlich dazu beitrug, dass ich den nach dem dritten Moorbier verdaddelten aus unerklärlichen Gründen verlegten Objektivdeckel meines derzeitigen Lieblingsobjektives wiederfand. Danke Marcus!
Linda sehr lebendig unter Menschen, hier beim Osterfeuer bei Melchers Hütte. Für mich eine charakteristische Szene, denn so kenne ich sie schon seit Jahren. Immer, wenn irgendwo was los war, traf ich auch „Frau Müller“, damals noch Marketingleiterin der Kreissparkasse Osterholz. Sie kümmerte sich um Vieles, kannte jeden und jeder kannte sie. Seit die Diplom-Betriebswirtin ihre Brötchen als Geschäftsführerin auswärts verdient, treffen wir sie erfreulicherweise nicht weniger oft, aber eben privat. Gerne zum Beispiel hier, manchmal auch hier oder dort.
Geblieben ist eindeutig das Kümmern, sei es um Freunde oder die Zukunft der Innenstadt. Letztere liegt ihr nicht zuletzt deshalb am Herzen, weil sie als geborene Buschmann in mittlerweile fünfter Generation im Herzen von Scharmbeck aufgewachsen ist.
Renate Hochhard betreibt zusammen mit ihrer Freundin Gabi Anna Müller das Atelier Kunst & Druck Worpswede. Kennengelernt habe ich sie beim Start der Torfkahn-Armada, an der sie in der nachempfundenen Tracht einer Teufelsmoor-Bäuerin aus dem 19. Jh. auf einem Worpsweder Torfkahn teilnahm.
Die zum Teil sehr aufwändig geschmückten Kähne gaben eine gute Kulisse ab, um einige der Menschen zu porträtieren, die Zeit und Mühe für eine sehr außenwirksame Präsentation unserer Region investieren.
Am vergangenen Wochenende lernte ich anlässlich der Torfkahn-Armada auch Armin Kanning kennen, der situationsgerecht als Torfkahnschiffer unterwegs war. Er leitet die Geschäftsstelle der Worpsweder Touristik- und Kulturmarketing GmbH (WTG) im Philine-Vogeler-Haus (Bergstraße 13 in Worpswede, Tel. 04792-935820). Wie ich später aus dem Netz erfuhr, hat er mit Nicole Kanning die aus meiner Sicht sehr gelungene WTG-Webseite entworfen und auch technisch umgesetzt. Da sie genau wie teufelsmoor.eu auf WordPress basiert, kann ich mir ein gutes Bild von der Arbeit machen, die dahinter steckt. Respekt!
Daneben engagiert er sich im Verkehrsverein Worpswede e. V., dessen Vorsitzender er ist. Vielen Dank nach Worpswede für’s Mitmachen bei den 999 Gesichtern!
Beim Auftakt der Torfkahn-Armada 2011 am vergangenen Samstag habe ich auch Marion Schorfmann (CDU) kennengelernt, seit 2001 stellvertretende und seit 2006 hauptamtliche erste Bürgermeisterin der Gemeinde Grasberg mit knapp 7.700 Einwohnern im Südosten des Landkreises.
Auch nach Grasberg meinen herzlichen Dank für die Bereitschaft, an diesem Projekt teilzuhaben!
Stefan Schwenke ist Jurist und seit 2001 parteiloser Bürgermeister der Gemeinde Worpswede. Die Tatsache, dass er 2006 mit 73.6 % der Stimmen wiedergewählt wurde, sagt wohl genug über sein Engagement und die Akzeptanz desselben bei den anderen Worpswedern.
Als Bürgermeister und Geschäftsführer der Worpsweder Touristik- und Kulturmarketing GmbH war er natürlich auch bei der diesjährigen Torfkahn-Armada präsent, und das sehr zünftig in „Torfschiffer-Uniform“. Vielen Dank nach Worpswede, dass ich das für meine 999 Gesichter ausnutzen durfte!
Über Gabi Anna Müller habe ich hier 2007 schon mal geschrieben. Ich hatte damals auf ihre mich sehr beeindruckenden Bilder aus Worpswede und dem Teufelsmoor hingewiesen, was ich unbedingt wiederholen möchte. Nachdem ich sie bei der letzten Torfkahn-Armada 2008 noch als „Fotografen-Kollegin“ am Hammeufer bei Tietjenshütte traf, liefen wir uns gestern bereits vor dem Start in Worpswede über den Weg. Und wie man sieht, war sie diesmal nicht (nur) als Fotografin dabei, sondern wirkte kräftig mit.
Ich habe Gabi Anna schon vor Jahren in einem ganz anderen Zusammenhang kennen und schätzen gelernt, als ich mich 2003-2004 in einer Gruppe Gleichgesinnter bei der Diakonie Osterholz darum bemüht habe, den Ambulanten Hopizdienst Osterholz ins Leben zu rufen. Als Kunsttherapeutin hat Gabi Anna zusammen mit Uli Bandt die erste Ausbildung für die ehrenamtlichen Hospizler geleitet und all die Jahre begleitet. Schon damals war mir ihr Gespür für Grafik und Fotografien sehr aufgefallen, später (s. o.) habe ich dann begriffen, warum. Ihren Themenschwerpunkt Photographie & Lyrik hat sie mittlerweile in mehreren Buchprojekten umgesetzt, in Worpswede betreibt sie zusammen mit Renate Hochhard das Atelier Kunst & Druck Worpswede.
Heute war Startschuss für die Torfkahn-Armada. Die Sonne hatte sich kurz nach sieben Uhr bei Neu Helgoland noch nicht ganz gegen den malerischen Moornebel über der Hamme durchgesetzt, da traf ich als einen der ersten Matthias Mahnke aka Moorcommissar Findorff. Darauf hatte ich gehofft, hatte er mir doch bei der letzten Armada vor drei Jahren zu einigen ausdrucksvollen Fotos mit historisch anmutender Torfkahnbesatzung verholfen (einige davon hier zu sehen).
Als Matthias Mahnke ist er Gesellschafter der Jan Torf – Torfkahnfahrten GbR und einer der Skipper auf deren „Jürgen Christian Findorff“, als Moorkommissar Jürgen Christian Findorff bietet er Themenführungen durch das Teufelsmoor und das Osterholzer Museum an (Tel. 04791-981680). Unbedingt also eines der „Gesichter der Region“, insofern herzlichen Dank, dass ich es als No 16 hier einreihen darf!
Aufnahmetechnisch in diesem Projekt übrigens ein bisschen was Neues, weil ich anlässlich der Torfkahn-Armada nur meine „Reportage-Zooms“ mitgenommen hatte. So ist dieses Porträt (mit Ausnahme von #001 … ich in Dänemark) also das erste mit einer kleineren Blendenöffnung als 1.8. Hier habe ich das 70-200mm sogar auf 4.5 abgeblendet, um noch eine Ahnung vom Nebel im Hintergrund zu vermitteln.
Einige Spuren seines Lebens werde ich nie aus den Augen verlieren, und damit weiß ich mich in bester Gesellschaft. Der am 5. Januar 2016 verstorbene Joachim Lübbert kannte jeden hier und jeder kannte ihn. Im wörtlichen Sinn mag das nicht zutreffen, im übertragenen aber ist es einfach eine Tatsache. Ich jedenfalls erfuhr fast immer irgend etwas Interessantes, wenn ich ihn traf. Im April 2011 sah ich ihn von Weitem, als ich mit den Sonntagsbrötchen an der Mühle vorbei radelte. Also habe ich nach dem Frühstück rasch die Kamera umgehängt und mich nochmals auf den Weg zur Mühle gemacht. Und ich hatte Glück, seine Mühlenführung war bald beendet und ich durfte ihn -noch in „Müller-Uniform“- auf dem Maschinenboden in der 1. Etage fotografieren.
Das passte haargenau, denn für mich gehörte er zur Mühle von Rönn an der Lindenstraße wie die vier Mühlenflügel. Deren vertikale Stellung übrigens schon von Weitem den Feierabend des Müllers anzeigt, wie er mir mal vor Jahren erklärt hat. Was in diesem Fall nicht so ganz zutrifft, denn mit „Feierabend“ wäre sein Verhältnis zur Mühle höchst unzureichend charakterisiert. Dass die 1992 von der Stadt gekaufte Mühle heute als Mühlenmuseum ihrer Bedeutung als eines der Wahrzeichen der Stadt auch gerecht wird, ist auch seinem Engagement und einer vierstelligen Zahl freiwilliger Arbeitsstunden zu verdanken, die er in „seine Mühle“ investiert hat.
Als Vorsitzender des Bürgervereins Osterholz-Scharmbeck e.V., der 2002 die Restaurierung und den Betrieb des Museums übernahm, kümmerte er sich seither um die Sanierung der aufwändigen Technik. Hunderte von sachkundigen und sehr kurzweiligen Führungen hat er durchgeführt, vor einigen Jahren selbst das Müllerdiplom erlangt und 2010 zusammen mit Paul Mahrt und der Volksbank die Kulturmühle ins Leben gerufen. Paul Mahrt war es auch, der ihn im Dezember 2011 für das Bundesverdienstkreuz vorschlug. Und in der Tat, im März 2015 überreichte der Landrat Lübbert im Mühlencafé die Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland mit den Worten „Durch seinen Einsatz ist die Mühle das, was sie heute ist: ein gut erhaltenes Museum“.
Auch sonst traf ich Hr. Lübbert immer wieder, wenn es etwas für das Gemeinwohl zu tun gab. So 2009 in der Loger Straße, wo er für die Diakoniestiftung mit vielen anderen Freiwilligen tatkräftig das Haus saniert und renoviert hat, in dem heute Wärmestube und Osterholzer Tafel residieren.
„Glück zu“ da oben … und danke für das Foto, Herr Lübbert.