Neben den verschiedenen Malfiltern in Photoshop ziemlich einfache und bei vielen Motiven für meinen Geschmack effektive Methode der Umwandlung in eine Strichzeichnung:
Ebene duplizieren und Duplikat in s/w umwandeln
Ergebnis duplizieren und invertieren (cmd+i), Verrechnungsmodus „farbig abwedeln“
Oberste Ebene nach Wirkung mit dem Gaußschen Weichzeichner filtern
Wirkung mit Einstellebene „Tonwertkorrektur“ optimieren
Andrzej Dragan ist ein 1978 geborener polnischer Quantenphysiker, der sich seit 2003 sehr intensiv und weltweit erfolgreich mit der Fotografie befasst. Eine seiner Eigenarten, Porträtaufnahmen digital zu verändern, hat ihm viele Preise und Beachtung in der Foto-Szene eingebracht. Sie wird auch als draganisieren oder draganize bezeichnet und vielfach nachgeahmt. Die Bandbreite der verfügbaren Tipps reicht von simpel (und meines Erachtens auch sehr unvollständig, siehe Video-Tutorial) über mittelmäßig aufwändig und recht beeindruckend, aber „destruktiv“ (siehe Video-Tutorial) bis hin zu teilweise perfekt (Dragan selbst, Technik meines Wissens nie veröffentlicht). Einen Überblick über die möglichen Ergebnisse vermittelt auch die google-Bildersuche.
Ich persönlich finde die Technik interessant und für manches Projekt sicher geeignet, aber aktuell ein wenig inflationär gebräuchlich. Zumindest will ich mir einen nicht-destruktiven workflow abspeichern, um ihn bei passender Gelegenheit hervorzuholen. Interessant könnte übrigens für manche Aufnahmen oder Serien ein „Hybrid-Ansatz“ sein, auf den mich Anja gebracht hat. Den zeige ich ganz zum Schluss.
• Hintergrund-Ebene (1) kopieren (2) und „pseudo-mappen“ (Tiefen anheben z.B. 20-30%, Lichter absenken z.B 10-20%, Mitten-Kontrast verstärken z.B. 40%).
• Einstellebene Tonwertkorrektur (3) und dort Tiefen und Lichter beschneiden (z.B. 30, 1.0, 220)
• Neue Ebene (4) und dort alle zusammenfassen (Umschalt+alt+cmd+E) und s/w-Umwandlung (z.B. Sättigung reduzieren)
• Einstellebene Tonwertkorrektur (5) und dort Tiefen und Lichter beschneiden (z.B. 20, 1.0, 230)
• Neue Ebene (6) und dort alle zusammenfassen (Umschalt+alt+cmd+E) und invertieren (cmd+I) und weichzeichnen (Gauss 10-20 px Radius)
• Füllmethode von (6) auf „Weiches Licht“ oder „Ineinanderkopieren“ und Deckkraft von (6) und (4) reduzieren nach Wirkung (z.B. auf 60-80%).
• dodge & burn: Neue Ebene (7) mit Neutralgrau (50%) füllen und „Weiches Licht“ oder „Ineinanderkopieren“ verrechnen. Dort mit geringer Deckkraft mit weiß die Lichter (besonders Augen) aufhellen und mit schwarz die Falten (sehr kleiner Pinsel!) und Schatten nachdunkeln.
• Neue Ebene (8) und dort alle zusammenfassen (Umschalt+alt+cmd+E) und Ebene duplizieren (9).
• (8) etwas entsättigen (z.B. -30%)
• (9) mit „Weiches Licht“ oder „Ineinanderkopieren“ verrechnen, Deckkraft verringern (ca. 50%) und einfärben: Farbton ca. 30, Sättigung ca. 10-20%
• (7) ganz nach oben verschieben (Deckkraft verringern ca. 30-50%)
Dragan und seine Nachahmer fügen dann oft noch eine schwarze „Lochmaske“ hinzu, darauf habe ich hier verzichtet. Dazu würde man eine neue Ebene (10) schwarz einfärben, deren Deckkraft auf 60-80% reduzieren und die gewünscht-sichtbaren Bildanteile radieren, abschließend vielleicht noch stark weichzeichnen.
Soweit zum „Dragan-Effekt“ oder Dragan style. Anja gefällt er nicht besonders, sie sagte etwas wie „davon die Hälfte wäre vielleicht was“. Ich habe deshalb noch ein bisschen rumgespielt und mit wenigen Handgriffen eine „Hybrid-Version“ gebastelt. Die „Dragan-Variante“ über das Ausgangsbild gelegt und „Weiches Licht“ verrechnet, danach die Rot-Sättigung kräftig minimieren (ca. 30%). Diese Variante gefällt mir ganz gut, die lässt sich häufiger verwenden.
• Ebene kopieren und s/w umwandeln (z.B. in s/w umwandeln oder Sättigung reduzieren), auf ausreichenden Kontrast in den wichtigen Bildelementen achten.
• s/w-Ebene kopieren und invertieren (cmd+I oder Filter–>Anpassungsfilter–>Umkehren).
• Invertierte Ebene mit „Farbig abwedeln“ verrechnen.
• Invertierte Ebene weichzeichnen (Gauß’scher Weichzeichner, Radius nach gewünschter Wirkung).
• Ggf. kolorieren: Deckkraft der s/w-Ebene verringern (nach Wirkung).
Die Farbstimmung eines Fotos transportiert einen Teil der Bildaussage. Dieser Tatsache bedienen sich viele Fotografen und Mediendesigner, um beispielsweise „angesagte coolness“ oder „romantische Wärme“ zu vermitteln. Mit etwas kritischem Blick werden Sie bei der Mehrzahl aller Aufnahmen in Magazinen und Zeitschriften derartige Manipulationen entdecken, insbesondere natürlich bei der Werbung. Profi-Fotografen und „gehobene Amateure“ verwenden die Farbstimmung gerne, um eine gemeinsame Identität für eine Bilderserie zu erzeugen, eine Art „optische Klammer“. 2010 soll zwar angeblich in der Werbung ein Revival für wärmere Pastellfarben gebracht haben, ich habe davon aber noch nicht viel gemerkt. Noch scheint der „coole look“ ziemlich im Trend zu liegen, weswegen ich mal ein paar Techniken der digitalen Bildbearbeitung demonstrieren möchte, mit denen Sie Ihren Bildern diese „coole“ Note verleihen könnten.
Letztlich geht es darum, die Farbbalance zu den kühleren Farben zu verschieben. Dafür gibt es eine ganze Reihe von Techniken, die mir persönlich mehr oder weniger gut gefallen und die auch nicht für jedes Motiv gleichermaßen geeignet sind. Mit Photoshop (PS) genügt oft schon eine Änderung der Farbbalance (rot, gelb und grün verringern, cyan, blau und magenta erhöhen), während mir mit Photoshop Elements (PSE) mittels Überarbeiten/Farbe anpassen/Farbvariationen nur selten befriedigende Ergebnisse gelingen.
Farbfilter
Vielseitig und gut steuerbar sind Farbfilter. In diesem Beispiel wurden zwei Farbfilter (blau und blau-grün) mit der Option „Luminanz erhalten“ eingesetzt. Das Ergebnis muss übrigens keineswegs blass-entsättigt wirken, hängt sehr von der Füllmethode ab. Im Einzelnen:
• Einstellebene Fotofilter hinzufügen (Füllmethode normal), Farbe blau wählen, Dichte ca. 40%, Häkchen setzen bei Luminanz erhalten.
• Einstellebene Fotofilter hinzufügen (Füllmethode normal), Farbe türkis wählen, Dichte ca. 15%, Häkchen setzen bei Luminanz erhalten.
• optional: Einstellebene Tonwertkorrektur hinzufügen (Füllmethode normal), mittleren Anfasser je nach Wirkung nach links ziehen.
Die Einstellebenen haben den Vorteil, dass Ihr Original unbeschadet alle Experimente übersteht, zu denen ich ausdrücklich motivieren möchte. Spielen Sie dann ruhig mal mit den folgenden Optionen: Füllmethode Weiches Licht und/oder Luminanz nicht erhalten (beides meist mit geringerer Filterdichte, überschüssige Farbe zuletzt evtl. mit einer Einstellebene Farbton/Sättigung „Sättigung verringern“ wegnehmen).
Hartes Licht und Schwarz-weiß-Überlagerung
Mein Favorit, aber etwas unflexibel.
• Hintergrundebene kopieren und Füllmethode Hartes Licht wählen. Deckkraft soweit reduzieren (meist um die 80 %), dass in 100%-Ansicht keine Tonwertabbrüche mehr zu erkennen sind.
• Ebenen zusammenfassen und duplizieren. Einstellebene Schwellenwert hinzufügen und den Schwellenwert so verschieben, dass die bildwichtigen Teile möglichst viele Details zeigen. Einstellebene dann mit der drunterliegenden Auf eine Ebene reduzieren und leicht weichzeichnen (Filter / Weichzeichnungsfilter / Gaußscher Weichzeichner … mit kleinem Radius 1-2 px).
• Füllmethode dieser Ebene auf Farbton ändern und Deckkraft nach Geschmack reduzieren.
Monochrom einfärben
Schnelle Methode, die mir besonders für farbstichige (Kunstlicht-)Fotoserien geeignet scheint, ich verwende sie kaum noch.
• Einstellebene Farbton/Sättigung zufügen und Häkchen bei Färben setzen. Als Farbton dann mit dem Schieberegler einen kühlen Blauton wählen als Füllmethode der Ebene Farbe wählen. Deckkraft auf ca. 50 % reduzieren.
• optional: die Kontraste in dem meist etwas flauen Bild mit Hilfe einer Gradationskurve und dem typisch s-förmigen Kurvenverlauf steigern („aufsteilen“).
Farb- und Tonwertkorrektur
Schnell und flexibel, vielseitige Ergebnisse. Bei größeren Bilderserien leider manchmal schlecht reproduzierbar:
• Einstellebene Farbkorrektur hinzufügen und als Füllmethode Weiches Licht wählen. Häkchen für Färben setzen.
• Regler für Farbton in den blaugrünen Bereich ziehen und mit den Reglern für Sättigung und Lab-Helligkeit ein wenig rumspielen, bis das Ergebnis farblich befriedigt.
• optional ist abschließend noch eine Einstellebene Tonwertkorrektur fällig, um das Bild etwas abzudunkeln oder aufzuhellen.
Ergänzungen
Vielleicht haben Sie andere und bessere Techniken, die Sie empfehlen können. Ich würde mich freuen, wenn Sie uns daran teilhaben lassen würden, bitte nutzen Sie die Kommentarfunktion!
Diese Bearbeitungstechnik wurde etwa 2007 oder 2008 durch Dave Hill bei ganzen Porträtserien angewandt und in einschlägigen Foren immer wieder besprochen. Er selbst hat seine Technik meines Wissens nie offengelegt, sie hat aber viele Fans und Nachahmer gefunden und kann mit Photoshop in etwa wie folgt realisiert werden.
Diese Technik ist auch mit Photoshop Elements anwendbar, wenn die Ebenenmasken-Funktion als Plug-In nachgerüstet ist oder per verknüpfter Einstellebene simuliert wird.
Hintergrundebene duplizieren, Duplikat mit Hochpassfilter 4.0px bearbeiten und „Strahlendes Licht“ verrechnen.
Ebenen zusammenfassen und duplizieren, Duplikat mit Hochpass 6.9px filtern und „Farbe“ verrechnen, Deckkraft 40%
Ebenen zusammenfassen und duplizieren, Duplikat mit Gauss weichzeichnen (9.4px) und danach Rauschfilter-Rauschen hinzufügen (3-4%).
Deckkraft dieser Ebene auf ca. 30% reduzieren und Augenpartien maskieren.
Ebenen zusammenfassen und „unscharf maskieren“ (Stärke 100%, Radius nach Wirkung 30-60px, Schwellenwert 0 Stufen).
Wie entsteht der kontrastreiche ausdruckstarke Eindruck mancher Porträts? Ein Weg mit Photoshop (auch Elements, wenn die Gradationskurve „nachgerüstet“ ist), gesehen bei PhotoshopFrenzy, sei hier beschrieben:
Hintergrundebene duplizieren, Duplikat mit Hochpassfilter ca. 5px bearbeiten, „Ineinanderkopieren“ verrechnen
Hintergrundebene nochmals duplizieren, nach oben legen, entfärben und „Hartes Licht“ verrechnen
Ebenen zusammenfassen und Ergebnis duplizieren, Duplikat erneut mit Hochpass ca. 5px bearbeiten und „Ineinanderkopieren“ verrechnen
Ebenen zusammenfassen, +neue Einstellebene Gradationskurve, hier die Lichter weit nach links ziehen (Augen optimieren, Bild darf zu hell werden)
Maske der Einstellebene invertieren und Augenpartien mit weiß zurückholen
+Neue Ebene (leer) „Farbe“ verrechnen, darauf mit blauem Pinsel Augen betonen.
Eine der vielfältigen Möglichkeiten, mit Photoshop (auch Elements) „Schönheitsreparaturen“ an Portraitaufnahmen vorzunehmen. Nach meinem Geschmack eine der guten, es soll sich um den Arbeitsstil von Sergey Romanov handeln, dargestellt von Christoph Künne in Docma 1.2011:
Ausbessern
Dunkle Stellen: neue leere Ebene „weiches Licht“ verrechnen, Pinsel wählen (Deckkraft und Fluss 10-20%)), mit alt-Taste (Pipette) gewünschte Farbe aufnehmen, dann mit einzelnen Strichen übermalen
Helle Stellen: wie oben, aber „abdunkeln“ verrechnen
Glätten
Ebene duplizieren, extrem weichzeichnen (20-40 px), Deckkraft 50%, „Abdunkeln“ verrechnen
diese Ebene kopieren, „Aufhellen“ verrechnen
beide Ebenen zusammenfassen, Ergebnis duplizieren
Duplikat „Rauschen entfernen“ und dann Hochpassfilter (Radius 60-80 px), „Weiches Licht“ verrechnen
Beide Ebenen gruppieren, mit Ebenenmaske ausblenden
in der Maske mit Farbe „weiß“ die entsprechenden Hautstellen übermalen
Hautstruktur zurückholen, indem Kopie des Blaukanals vom Original in geringer Deckkraft als oberste Ebene hinzugenommen wird. Anmerkung: in der „Blaukanal-Ebene“ vorher evtl. Flecken weichzeichnen