Teufelsmoor
Der Begriff „Teufelsmoor“ ist mehrdeutig. Meist ist eine Landschaft in Niedersachsen gemeint, die einen großen Teil der Hammeniederung nördlich von Bremen umfasst. Eine verbindliche Grenzdefinition gibt es nicht, Größenangaben schwanken zwischen 20 x 20 km und einer Fläche von 500-600 km². Dieses „Teufelsmoor im erweiterten Sinn“ ist als Kulturland Teufelsmoor oder Erlebnis Teufelsmoor zu einem Symbol für die natur- und kulturorientierten Bemühungen um eine Stärkung des Tourismus in der Region geworden. Wohldefiniert hingegen ist Teufelsmoor (damals Düwelsmoor) als Name einer kleinen Ortschaft, die im 14. Jh. erstmals dokumentiert und heute ein Teil der Stadt Osterholz-Scharmbeck ist.
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Tasso Schikore
Tasso Schikore war zunächst unübersehbar skeptisch, als ich ihn gestern um sein Porträt bei den 999 Gesichtern bat. Kannte weder mich noch mein Projekt und konnte sich auf die Schnelle wohl auch nicht vorstellen, wofür es gut sein soll … Diese Frage im Raume stehen lassend freue ich mich sehr, ihn jetzt darin präsentieren zu dürfen. Vielen Dank!
Wir standen mit etwa 50 Kranich-Interessierten im kühlen Oktoberwind in the middle of nowhere in der Hammeniederung zwischen Hüttenbusch und Bornreihe, hinter uns das Vergnügen einer guten Stunde wissenschaftlich moderierten Kranich-watches samt Landeanflug von wieder mal um die 10.000 Glücksvögeln. Gemeinsam mit wissbegierigen Hamburger Freunden (dazu später hoffentlich mal mehr …) hatten wir uns der Kranich-Exkursion anlässlich des Herbstfestes der Biologischen Station Osterholz angeschlossen.
Und es hat sich gelohnt, keineswegs nur wegen des Fotos. In den vergangenen Jahren hatte ich schon Einiges über die Kraniche gelesen, trotzdem oder deshalb war der gestrige Überblick aus „berufenem Munde“ sehr informativ. Und angenehm. Die menschlichen Eigenschaften Kompetenz, Freundlichkeit und Bescheidenheit sind ja schon als isolierte Merkmale nicht grad inflationär, spätestens ihr gemeinsames Auftreten aber empfinde ich immer als seltenen Lichtblick. Und so einen hatte ich gestern mal wieder: Dipl.-Biologe Schikore, 2005 immerhin Mitherausgeber der vom Dachverband Deutscher Avifaunisten als Standardwerk bezeichneten „Methodenstandards zur Erfassung der Brutvögel Deutschlands“ (792 Seiten … sic!), befleissigte sich eines sehr unverkrampften, zugewandten und kurzweiligen Vortrages. Dafür auch nochmal Danke!
Ach so: Falls jemand Bedarf an einer „landschaftsökologischen Analyse und Bewertung einer tier- oder vegetationskundlichen Bestandsaufnahme“ hat, Schikore ist auch Mitgeschäftsführer des 1989 gegründeten Gutachtenbüros BIOS, das sich mit ökologischen Bestandsaufnahmen, Bewertungen und Planungen in Natur und Landschaft für private und öffentliche Projektträger befasst.
Wege ins Moor
Unter dem Titel Wege ins Moor veranstaltet die Biologische Station Osterholz seit 1991 Vorträge und Führungen, die einen naturverträglichen Einblick in die Entwicklung, Flora und Fauna der Teufelsmoorregion gewähren sollen. Das aktuelle Programm 2013 gibt es im Internet (auch als Flyer der Touristikagentur im PDF-Format).
„Echtes Moor“ ist heutzutage nicht mehr leicht zu Gesicht zu bekommen. Die größten Teile des ehemals zusammenhängenden Teufelsmoores sind mindestens trockengelegt, überwiegend aber auch „kultiviert“ und landwirtschaftlich genutzt.
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Postkarten Winter 2012
Falls noch jemand Postkarten mit Wintermotiven sucht: Das Kolibri in OHZ (Ecke Bahnhofstraße/Marktstraße, ehemalige Post) hat jetzt diese vorrätig, die ich persönlich sehr nett finde. Zufällig kenne ich den Fotografen … 😉
KPICASA_GALLERY(KartenKolibri2012)
Hochmoor
Hochmoore (auch Regenmoore oder ombotrophe Moore) sind die Keimzelle des Teufelsmoores, die dessen besondere Entwicklung und Geschichte begründen. Das „Teufelsmoor im engeren Sinn“ rund um die heutige Ortschaft Teufelsmoor bestand aus Hochmooren, namentlich dem Günnemoor, den Randmooren am Torfkanal, dem Niedersandhauser Moor, dem Hamberger Moor und dem Oenersmoor. Die Kolonisation des Teufelsmoores ist eine Geschichte der Trockenlegung dieser Hochmoore und die wirtschaftliche Entwicklung der Region war über Jahrhunderte mit der Zerstörung der Hochmoore durch Torfabbau verknüpft.
Intaktes, „lebendes“ Hochmoor ist heutzutage in größerem Umfang nur noch in Westsibirien und Kanada zu finden. Es ist karg, unwegsam und über viele Monate oder ganzjährig mit Regenwasser vollgesogen. Notwendige Voraussetzungen für die Entstehung eines Hochmoores sind ein halbwegs ausgeglichenes Klima und ein über Jahrhunderte andauernder Netto-Überschuss an Feuchtigkeit, bei dem also mehr Regen fällt als abfließen und verdunsten kann. In einer solchen Umgebung können Torfmoose gedeihen, deren Wachstum eine weitere Voraussetzung zur Entstehung eines Hochmoores ist. Torfmoose haben keine Wurzeln und können mehr als das 30-fache ihres Trockengewichts an Flüssigkeit wie Schwämme speichern, während sie in Trockenperioden ihren Stoffwechsel drastisch vermindern. In Feuchtgebieten haben sie anderen Pflanzen gegenüber einen bedeutsamen Vorteil, weil sie geringste Nährstoffkonzentrationen aus Regenwasser zu nutzen und ihre Umgebung durch Wasserstoffionen anzusäuern verstehen. Während sie nach oben stetig wachsen, sterben die Torfmoose unten ab und zersetzen sich durch Luftabschluss nur unvollständig zu Torf. Auf diese Weise wächst ein „lebendes“ Hochmoor etwa 1 mm jährlich.
Verlüßmoor
Guten Morgen, Verlüßmoor!
Während an schönen Abenden bereits recht viele Schaulustige den allabendlichen Einflug der Kraniche zu ihren Übernachtungsplätzen im Günnemoor verfolgen, bleibt die Zahl der „Sehleute“ am Morgen meist überschaubar. 1.5 Minusgrade waren heute bei Sonnenaufgang zu verzeichnen, als sich wieder einmal Tausende von Rastvögeln zu den Futterplätzen in der Region aufmachten. Seit Jahren haben mehrere Tausend der “westziehenden” Kraniche die Teufelsmoorregion zum Zwischenstopp erkoren, um sich während einer mehrwöchigen Rast auf dem Weg nach Frankreich, Spanien oder Nordafrika zu sammeln und Reserven für den Weiterflug anzufressen.
Die Biologische Station Osterholz (BioS) bietet am 22. und 23. sowie 29. und 30. Oktober 2011 geführte Kranichbeobachtungen an, zu Fuß oder kombiniert mit einem Moorexpress-Ausflug.
Verlüßmoor ist übrigens ein Ortsteil der Gemeinde Vollersode, die ihrerseits zur Samtgemeinde Hambergen gehört. Mehr Fotos aus Verlüßmoor gibt es hier.
Moor-Biathlon spezial
Auf die Idee muss man erstmal kommen: Den lieben Besuch aus Hannover nachts um elf bei dichtem Bodennebel quer durch die Hammeniederung zu scheuchen. Und das auch noch Anfang Oktober.
Aber nur so kamen wir zu diesem Genuss der besonderen Art. Als wir auf dem Heimweg von Worpswede nach OHZ am bekanntlich ganz außergewöhnlich warmen 1. Oktober 2011 kurz nach zehn Uhr abends bei der Worpsweder Mühle in den Herbstnebel eintauchten, verringerte sich die Sichtweite fast schlagartig auf 20-30 m. Kühl-feucht kroch es die Ärmel hoch und spätestens bei Neu Helgoland fühlten wir uns wie Horst Tappert auf der Flucht vor dem Hund von Blackwood Castle. Die Abzweigung zur Beekbrücke war im Nebel erst im letzten Moment zu erkennen, über der Beek aber lichtete sich plötzlich der Nebel und wir konnten bis Bremen schauen.
Diese nachhaltig beeindruckende Nacht- und Nebelfahrt war aber nur das i-Tüpfelchen auf einem äußerst gelungenen Ausflug, den ich deshalb als Moor-Biathlon spezial wärmstens zur Nachahmung empfehlen kann:
- Fahrradtour von OHZ über Melchers Hütte zum Campingplatz Waakhausen
- Im 4er-Kanu über Semkenfahrt und Hamme zur Beek und zurück, wahlweise mit einem Kaltgetränk vor und/oder nach der Wasserwanderung
- Weiter mit dem Fahrrad nach Neu Helgoland für Kuchen oder Eis,
- Fahrrad-Sightseeing in Worpswede und
- Zum Abschluss ein verdientes Gourmetessen im Kaffee Worpswede („Cafe Verrückt“).
Die eingangs geschilderte Abenteuer-Heimfahrt kann diesen Ausflug natürlich nur bei geeigneten Wetterbedingungen abrunden, trotz Klimawandel wird der Oktober sicherlich nicht jedes Jahr dafür in Frage kommen.
Fotogalerie 2010
Hamberger Moor
Das Hamberger Moor (Standort • mehr Fotos …) ist ein ehemaliges Hochmoor, das wie Günnemoor, Niedersandhausener Moor und Önersmoor zum „Teufelsmoor im engeren Sinne“ gerechnet wird (vgl. Teufelsmoor). Es liegt zwischen der Beek im Osten und den Ortschaften Ströhe und Spreddig (an der Bundestraße 74) im Westen. Nach jahrhundertlangem Torfabbau -hier ausschließlich als bäuerlicher Torfstich im Sodenstechverfahren- ist das heutige ca. 300 ha große Landschaftsschutzgebiet Hamberger Moor (vgl. Verordnung des Landkreises von 1978) planmäßig und großflächig wiedervernässt worden.
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Teufelsmoor um 1853
Das Bremische Moor.
(Nach zwei Aufsätzen im Bremer Sonntagsblatte, 1853, No 26 und 1854 No 46, 47; von Herrn Hermann Allmers.)
Aus: Alterthümer, Geschichten und Sagen der Herzogthümer Bremen und Verden, gesammelt und herausgegeben von D. Friedrich Köster. 1856. Gefunden bei und zitiert nach Wikisource.
…
Diese drei Landstriche geben nun auch den Bewohnern desselben einen eigenthümlichen Charakter; dem Lande wie den Leuten nach, könnte man der Geest ein sanguinisches Temperament zuschreiben, der Marsch ein phlegmatisches und dem Moor ein melancholisches.
Schmales Wasser
Das Schmale Wasser (Standort) ist ein künstliches Gewässer links der Hamme, das 2008-2009 im Zuge des GR-Projektes Hammeniederung im Bereich der sog. Worpsweder Pferdeweiden angelegt wurde. Als Pendant zum weiter flussabwärts rechts der Hamme gelegenen Breiten Wasser soll so der ursprüngliche Verlauf der begradigten Hamme als „naturnaher Lebensraum“ entwickelt werden.
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Hamme
Giehler Bach und Hamme (Grafik von CWitte, aus Wikipedia unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation) |
Die Hamme gilt als Nebenfluss der Wümme, mit der sie sich bei Ritterhude zur Lesum vereinigt. Die Lesum wiederum mündet nach wenigen Kilometern in die Weser. Die Hamme selbst ist gut 27 km lang und fließt in überwiegend südwestlicher Richtung durch das Urstromtal Hammeniederung, das einen großen Teil des Teufelsmoores ausmacht.
Zusammen mit ihrem Quellgewässer Giehler Bach, der auf der Langen Heide (hier) zwischen Osterholz-Scharmbeck und dem Forst Elm entspringt, kommt sie auf eine Gesamtlänge von 48 km. Mit einem Höhenunterschied von nur 4 m auf einer Länge von 28 km zwischen Viehspecken und Ritterhude weist die Hamme nur eine sehr geringe Strömung auf. Gezeiteneinfüsse sind seit dem Bau der Ritterhuder Schleuse im Jahr 1875 nicht mehr vorhanden.
Im 19. Jahrhundert ist die Hamme insbesondere zwischen Osterholz und Ritterhude stark begradigt worden, wobei die zahlreichen Mäander an insgesamt sieben Stellen durchstochen wurden. Auf Satellitenaufnahmen (z.B. hier bei google maps) sind die Altarme noch gut erkennbar. Auf diese Weise verkürzte sich der Flusslauf in diesem Abschnitt von 9 auf 4,3 km.
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