Davidsohn, Ernst

Ernst Davidsohn
Ernst Davidsohn
Ernst Davidsohn (1891-1942) war ein Sohn der alteingesessenen und angesehenen Kaufmannsfamilie Davidsohn in Scharmbeck. Im Nationalsozialismus wurde er entrechtet, in ein Konzentrationslager gesperrt und 1942 ermordet.

Ernst wurde am 27. Juli 1891 als Sohn von Eduard Davidsohn und dessen Frau Ottilie geboren. Sein Cousin Johan Davidsohn wurde bereits im November 1934 als 30-jähriger Referendar von 40-50 Männern zusammengeschlagen, in „Schutzhaft“ genommen und nach Berlin gebracht, nachdem er mehrere Flugblätter, die zum Boykott jüdischer Geschäfte aufriefen, entfernt hatte.

Dem seit 1933 von den Nationalsozialisten organisierten, u. a. mit Plakaten und uniformierten Wachen vor den Geschäften durchgesetzten Boykott jüdischer Geschäfte hielt das Unternehmen zunächst stand, erst das völlige Verbot jüdischer Geschäftstätigkeit führte 1938 zur Geschäftsaufgabe. Geschäft und Immobilie Bekleidungshaus wurde von Heinrich von Seggern übernommen.

Nach der sog. Reichspogromnacht (9./10. November 1938), in deren Verlauf SA-Männer nach der vereitelten Brandstiftung an der ehemaligen Synagoge in die Wohnungen ansässiger Juden eindrangen und u. a. Ernsts Cousine Ilse (geb. 1906) schwer verletzten, wurden Ernst und sein Cousin Johan in „Schutzhaft“ genommen.

Polizeiprotokoll Henny Cohen Schutzhaft
Polizeiprotokoll betr. 'Schutzhaft'
Im Oktober 1937 verkaufte Ernst für die Fa. J. D. Davidsohn eine Hammewiese von 4 ha bei Tietjens Hütte für RM 11.000 (Kaufkraft 2011 ca. € 43.000, Quelle: Wikipedia) an den Landwirt Gevert Blendermann aus Heilshorn. Im Kaufvertrag des Notars Heinrich Helck ist Ernsts Wohnadresse zu diesem Zeitpunkt mit Kirchenstraße 4 angegeben. Am 28.10.1938 verkaufte Ernst Geschäft und Immobilie für RM 40.000 (Kaufkraft 2011 ca. € 170.000) an von Seggern (Quelle: Anzeige Osterholzer Kreisblatt). Am 6. Dezember 1938 musste Ernst seinen Führerschein, dessen Besitz Juden nunmehr untersagt war, bei der Polizei abgeben.

Ebenfalls 1938 musste Ernst in das von seiner Tante Toni und Cousine Ilse sowie zuvor von Johan bewohnte Haus in der Bahnhofstraße 84 ziehen. 1939 mussten die Davidsohns dort die Familie ihres ehemaligen Konkurrenten Alfred Cohen als Mieter aufnehmen, die auf Grund des Gesetzes über Mietverhältnisse mit Juden vom 30. April 1939 von der Stadtverwaltung unfreiwillig zum Umzug genötigt wurden. Die Immobilie in der Bahnhofstraße verkaufte Toni im Januar 1941, bevor sie mit Ilse in ein Bremer Judenhaus in der Wiesbadener Straße umzog. (Quelle: Murken)

Ernst wurde am 18. November 1941 mit 569 seiner Leidensgenossen (440 aus Bremen und 130 aus dem Regierungsbezirk Stade) am Bremer Lloydbahnhof zusammengetrieben und über Hamburg, wo weitere 407 Juden aus Hamburg und Umgebung zusteigen mussten, nach Minsk verfrachtet. Dort kam er am 23. November an, sein weiteres Schicksal ist nicht bekannt. Er kam entweder bereits im ersten Winter im Ghetto von Minsk oder 1942 im Rahmen der Massentötungen durch Vergasen oder Erschießen ums Leben.

Eintrag im Gedenkbuch beim Bundesarchiv

Davidsohn, Ernst
* 27. Juli 1891 in Osterholz-Scharmbeck
wohnhaft in Osterholz-Scharmbeck

Deportation:
ab Hamburg
18. November 1941, Minsk, Ghetto

Todesdatum:
28. Juli 1942, Minsk, Ghetto

Heidemann, Irma und Iwan

Iwan Heidemann
Iwan Heidemann
Iwan Heidemann wurde am 10.11.1938 verhaftet und später in Minsk umgebracht. (Quelle: Bruss: „Bremer Juden“, zitiert nach Murken)

Der Sohn von Iwan („Josef“) und Irma konnte als 16-jähriger nach Palästina auswandern, seine Eltern wurden später ermordet. (Quelle: Murken)

Irma und Iwan Heidemann wurden am 18. November 1941 mit 568 jüdischen Leidensgenossen von Bremen über Hamburg nach Weißrussland in das Ghetto von Minsk deportiert, wo sie spätestens 1942 ums Leben kamen. Quelle: Menkhoff

Nach Angaben des „Offenen Arbeitskreises …“ von 1999, die im Wesentlichen auf der Dokumentation von Klaus-Peter Schulz basieren, wurden Josef und Irma Heidemann wurden 1941 über Hamburg ins Konzentrationslager gebracht und ermordet, ihr Sohn Kurt konnte nach Palästina ausreisen, wo er 1953 im Alter von 29 Jahren bei einem Verkehrsunfall ums Leben kam. (Quelle: Ernst-Goergens B, Goergens H: Die Geschichte der Juden in Osterholz-Scharmbeck. 1999 und Schröder et al. 2015)

Einträge im Gedenkbuch beim Bundesarchiv

Heidemann, Irma
geb. Löwenstein
* 11. Dezember 1897 in Obernkirchen
wohnhaft in Bremen

Deportation:
ab Hamburg
18. November 1941, Minsk, Ghetto

Todesdatum:
28. Juli 1942, Minsk, Ghetto

Heidemann, Iwan
* 28. Januar 1883 in Osterholz-Scharmbeck
wohnhaft in Bremen

Deportation:
ab Hamburg
18. November 1941, Minsk, Ghetto

Todesdatum:
28. Juli 1942, Minsk, Ghetto

2. Weltkrieg

Natürlich führte der 2. Weltkrieg auch in Osterholz-Scharmbeck zu bedeutsamen Veränderungen im täglichen Leben, besonders ab 1942. Weil der Landkreis nie bevorzugtes Bombenziel der alliierten Luftstreitkräfte war und bei Kriegsende nicht mehr ernsthaft verteidigt wurde, hielt sich das Ausmaß materieller Schäden zwar in Grenzen, aber fast jede Familie verlor einen oder mehrere ihrer Mitglieder. Mindestens 784 der (im Jahr 1939) 7.337 Einwohner Osterholz-Scharmbecks kamen ums Leben oder wurden dauerhaft vermisst. Im Landkreis war die Situation durch 3-6 Bombenalarme pro Woche, die Abwesenheit der allermeisten arbeitsfähigen männlichen Bewohner und eine zunehmende Verknappung von Lebensmitteln gekennzeichnet. Ab 1942 kamen bis zu 1.200 Zwangs- und Fremdarbeiter hinzu, die allein im Stadtgebiet Osterholz-Scharmbeck mit damals vermutlich weniger als 5.500 „Rest-Einwohnern“ untergebracht waren. Ab Januar 1945 schließlich waren mehr als 4.000 Flüchtlinge aus den Ostgebieten unterzubringen und zu versorgen.
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Vogeler, Heinrich

Von den Begründern der Worpsweder Künstlerkolonie blieb Heinrich Vogeler (1872-1942) am längsten hier, bevor er 1932 nach Russland zog. Nach Angaben seiner Urenkelin Daniela Platz, die zusammen mit Großcousine Berit Müller die Pension Haus im Schluh betreibt, leben heute noch 14 Verwandte Vogelers in Worpswede. Unter ihnen auch Urenkel Carsten Platz, der u. a. als Torfschiffer agiert und mit seinem Vater den Jan Torf, einen Kräuterbitter mit Lokalkolorit, vermarktet.

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