Die mit Türmchen, eiserner Wetterfahne, Erkern und bunten Glasoberlichtern sehr auffallende Villa in der Bahnhofstr. 71 in Osterholz-Scharmbeck wurde 1897 oder 1898 für den Zigarrenfabrikanten Hermann Zülch erbaut, Schwager von Johann Bernhard Reemtsma. Als eines von ca. 300 Baudenkmalen im Landkreis Osterholz steht sie unter Denkmalschutz.
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Bahnhofstr. 37
Bis 1934 Bahnhofstraße 354.
Das nur einen Steinwurf westlich des Bahnhofs gelegene Grundstück erzählt beim genaueren Hinsehen eine Vielzahl von Geschichten, die eine ganze Menge über Osterholz-Scharmbeck im Wandel dieser Zeit erkennen lassen.
Von 1893 bis 1898 betrieb hier Johannes Ehlen (Fa. H. J. Ehlen) ein Manufaktur-, Kurz- und Weißwarengeschäft, welches am 1. Oktober 1898 von Siegmund Cohen übernommen wurde. 1901 kaufte Cohen von Georg Meyer (Bahnhofshotel) ein von Hr. Wittig bewohntes Haus für 12.500 Mark. Nach dem Abriss durch Fa. Torbohm sollte ein geräumiges Mode- und Bekleidungshaus entstehen. Quelle: R. Menkhoff: Chronik von Osterholz-Scharmbeck Band 1, S. 183, 194, 214
1932 wurde das Haus auf seinen Sohn Erich übertragen, der etwa 1933 nach Johannesburg in Südafrika emigrierte. Am 6. Oktober 1934 ging das Geschäft nach Konkurs und Zwangsversteigerung an den Polsterer und Dekorateur Wilhelm Meyerhoff. Quelle: K. Beer Ein Denkmal für Familie Cohen die in Osterholz-Scharmbeck in Niedersachsen gelebt hat. Verl. H. Saade, 2001.
Meyerhoff war zuvor in der Neuen Straße ansässig, 1943 fiel er in Russland. Das Geschäft in der Bahnhofstraße führten seine Witwe Käthe und nach deren Tod 1952 seine Tochter Inge Küster mit ihrem Mann Herbert Küster fort. Quelle: J. Segelken Osterholz-Scharmbecker Heimatbuch 1967. Verl. H. Saade, 1967. Nach dem Krieg stellte Erich Cohen einen Antrag auf Rückerstattung der Immobilie, den er 1951 zurückzog. Quelle: K. Beer Ein Denkmal für Familie Cohen die in Osterholz-Scharmbeck in Niedersachsen gelebt hat. Verl. H. Saade, 2001. Nach vorübergehender Beschlagnahmung durch die Besatzungsmächte eröffnete Käthe Meyerhoff das Möbelhaus 1948 wieder. 1960 wurde mit einem Neubau am Stammhaus (ca. 1.000 m²) und einer Neugestaltung des ehemaligen Lagerhauses am Klosterkamp (zusätzlich ca. 750 m²) noch einmal deutlich erweitert. (Quelle: Chronik von Osterholz-Scharmbeck Bd. II, R. Meenkhoff, 2009)
1967 war die Fa. Meyerhoff nach zahlreichen Erweiterungen mit 140 Mitarbeitern, ca. 10.000 qm Betriebsfläche, Ausstellungsräumen am Klosterkamp und einem „riesigen Zentrallager in Buschhausen eines der größten Einzelhandelsunternehmen im nordwestdeutschen Raum“. Quelle: J. Segelken Osterholz-Scharmbecker Heimatbuch 1967. Verl. H. Saade, 1967. Später gaben sie den Sitz in der Bahnhofstr. auf und zogen ganz nach Buschhausen zum Hördorfer Weg. (Möbelhaus Käthe MEYERHOFF KG).
1981 eröffnete hier noch in der 1. Etage „Birgit’s Kinder-Shop“ (Quelle: Chronik von Osterholz-Scharmbeck Bd. II, R. Meenkhoff, 2009), am 9. Mai jedoch wurde das mittlerweile leer stehende Haus von Jugendlichen besetzt. Nach ergebnislosen Verhandlungen erfolgte eine Räumung durch die Polizei. Die Hausbesetzung soll nachträglich von der Besitzerin des Möbelhauses Inge Küster genehmigt worden sein. Quelle: Wikipedia Ein Ergebnis der Hausbesetzungen im Jahr 1981 (Hinter der Wurth 3 und Bahnhofstr. 37) war die Gründung des Vereins Kulturzentrum Osterholz e. V. als Träger des Kulturzentrums im Kleinbahnhof. Lt. Stadtchronik wurden hier 1982 das von Jugendlichen gewünschte Kulturzentrum und der Naturwarenladen „Naturalis“ eröffnet. 1990 wurde das Nachbarhaus besetzt und nach 10 Tagen freiwillig geräumt. Kurz darauf wurden die Gebäude Bahnhofstr. 37, 39 und das dahinter gelegene Lager- und Verwaltungsgebäude abgerissen. (Quelle: Chronik von Osterholz-Scharmbeck Bd. II, R. Meenkhoff, 2009)
2007: Apotheke am Bahnhof, Grillimbiss und Baguetterie (Inh. Werner Niebank), Anwaltskanzlei Kieber & Bräuler, Arztpraxis S. Grundmann (Internistin – hausärztliche Versorgung) und Dr. H. Seidel (Allgemeinmedizin).