Findorffhaus

Findorffhaus in Osterholz-Scharmbeck
Findorffhaus in Osterholz-Scharmbeck
Das Findorffhaus in Osterholz-Scharmbeck ist das letzte erhaltene Gebäude auf dem ehemaligen Wirtschaftshof des Osterholzer Klosters. Bis in die Mitte des 17. Jahrh. war es Amtshaus des Klostervogts. In jener Zeit befand sich auf dem Gelände auch die Zehntscheune, in der das Kloster die Naturalsteuer der abgabepflichtigen Bauern lagerte. Seinen heutigen Namen verdankt das Findorffhaus dem später zum Moorkommissar ernannten Jürgen Christian Findorff (1720-1792), der es 1753 erweitern ließ und zu seinem Amtssitz machte.

Später war es Amtssitz der Osterholzer Amtsrichter und in den 1950er-Jahren Sitz des Landkreis-Sozialamtes. Aus dieser Zeit datieren auch Pläne der Bezirksregierung, das Gebäude abzureißen und durch einen nüchternen Betonzweckbau für das Gesundheitsamt zu ersetzen. (Quelle: Kurier am Sonntag 28.7.91)

Stattdessen aber wurde das Findorffhaus 1960 dem Osterholzer Heimatverein als Kreisheimatmuseum zur Verfügung gestellt. Nach einer schrittweisen Erweiterung wurden daraus 1989 die Museen des Landkreises und 1991 die Museumsanlage Osterholz-Scharmbeck. Das Findorffhaus als Zentrum dieser Anlage beherbergt den Haupteingang und Ausstellungstücke der bürgerlichen Wohnkultur und der Industriegeschichte der Region. Alte Handwerksberufe und die für Osterholz und Scharmbeck wichtige Zigarrenmacher- und Tuchmacherzunft werden hier vorgestellt. In einem späteren Anbau ist das Norddeutsche Vogelmuseum untergebracht.

1989-91 waren umfangreiche Sanierungsarbeiten notwendig, weil das Fundament des Zwei-Ständerhauses abzusacken drohte, Balken im Dachgeschoss angebrochen und die Kellerdecken morsch waren. Wegen unerwartet schwerer Schäden tragender Holzteile wurde dabei ein „inneres Stahlkorsett“ eingezogen. (Quelle: Kurier am Sonntag 28.7.91)

Kirchenstr. 4

Ehemals Hinter der Kirche bzw. Kirchenstr. 85.

Das ehemalige Schulgebäude neben der Willehadi-Kirche mit Lehrerwohnung und zwei Klassenräumen wurde 1753 erbaut. Tische und Bänke reichten für über 200 Kinder. Um 1791 betrug das Schulgeld für Sommer- und Winterschule jeweils 36 Grote zuzüglich vier Eier oder 1 Grote zu Ostern pro Kind, ab dem dritten Kind war das Schulgeld erlassen. In der Heizperiode musste jedes Kind täglich ein Stück Holz, Torf oder anderes Feuermaterial mitbringen.

1823 erwarb der Bäckermeister Sagehorn das Gebäude und eröffnete eine Bäckerei. Die Schule zog zur heutigen Marktstr. 7 um. 1831 bot Sagehorn sein Haus der „Ortscommission gegen die Cholera“, die vorsorglich ein künftiges Krankenhaus suchte, zum Verkauf an. Die Landdrosterei in Stade gab allerdings einer Bürgerinitiative „überhaupt aller Einwohner nahe der Kirche zu Scharmbeck“ Recht und ordnete an, die Klinik am Ortsrand zu platzieren. Als Standort wurde dann das Wohnhaus des Tischlers Philipp Pflug auf dem Scharmbecker Winterberg ausgewählt und auch vertraglich fixiert. Ob es allerdings jemals in Betrieb gegangen ist, ist nicht bekannt. Sagehorn aber verkaufte die Bäckerei noch 1831 an seinen Kollegen Johann Diedrich Spilner, der sie bis 1859 betrieb.

1899 wohnte der neue 2. Pastor in Scharmbeck, Rektor Georg Friedrich Fiedler aus Bremervörde, im Haus. (Quelle: Chronik von Osterholz-Scharmbeck Bd. I, R. Meenkhoff, 2004)

1937 wohnte Ernst Davidsohn, Geschäftsführer der Fa. J. D. Davidsohn, in der Kirchenstraße 4. (Quelle: Notarieller Kaufvertrag über eine Hammewiese)

1967 war das Haus Dienstwohnung des Superintendenten i. R. Dr. Parpert. (Quelle: Osterholz-Scharmbecker Heimatbuch 1967, J. Segelken, 1967)

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