Februar 2011, Zeit für was Neues. Tristes Schmuddelwetter, dieses Foto und das Projekt 365 Porträts von Markus Schwarze motivieren mich, mich auf die Menschen in meiner Umgebung zu konzentrieren. Also will ich versuchen, möglichst viele Einheimische, Zugereiste und Besucher zu porträtieren, die unserer Region ein Gesicht geben. Das Projekt wird langsam vorangehen, weil ich es nicht gewöhnt bin, fremde Menschen anzusprechen und für ein Foto zu gewinnen. Mal sehen …
Ende Februar: Es läuft nur langsam an, mit Freunden. Erstes Bild mit dem neuen 85mm. Manch nahestehende Person behauptet ja, ich hätte das Projekt nur als Alibi für den Objektivkauf aufgelegt. Ist natürlich Unsinn.
… immer noch Ende Februar und ein herber Rückschlag: Der plötzliche Tod eines Freundes lähmt mich. Was wäre, wenn ich ihn vorher aufgenommen hätte? Würde ich es sehen wollen, zeigen wollen? Tagelang kann und will ich keine Aufnahmen machen.
Anfang März. Irgendwie will ich weitermachen. Irgendwie muss ich mal meine Technik verbessern, auch fremde Menschen anzusprechen. Ich überlege, Visiten- oder Postkarten zu drucken, die ich potenziellen „Opfern“ zeigen und aushändigen kann, um die Seriosität des Projektes zu dokumentieren und ihnen Gelegenheit zur späteren Kontaktaufnahme zu geben.
14. März. Die Visitenkarten sind da. Sind ganz nett geworden, finde ich.
9. April. Guter Tag gestern, nach etwas schleppenden Wochen habe ich drei Porträts machen dürfen und mag alle drei. Eine sehr nette Bekannte, die ich im Zuge meiner Nachforschungen zum Schicksal Osterholz-Scharmbecker Juden kennengelernt habe, schrieb mir vorgestern auch noch, dass sie das Projekt „beachtlich und anrührend“ findet. Das wiederum hat mich sehr gerührt, die erste ungefragt positive Resonanz …
17. April. Wird immer besser! Gestern morgen um acht war Start der Torfkahn-Armada 2011. Ich fuhr also kurz vor sieben nach Neu Helgoland und freute mich schon bei Tietjenshütte diebisch über den dichten Nebel an der Hamme, der zusammen mit klarem Himmel so kurz nach Sonnenaufgang schöne Motive versprach. Rund um die Zugbrücke traf ich dann eine ganze Reihe interessanter Menschen und konnte sage und schreibe sechs Porträts machen, drei davon sind bereits online. Und damit nicht genug: mindestens vier meiner Gesprächspartner kannten die 999 Gesichter schon aus dem Netz und alle waren sofort bereit mitzumachen. Danke!
Aus gegebenem Anlass hatten gestern die 400D und das Tele-Zoomobjektiv (70-200mm/2.8) „Projekt-Premiere“, zuvor waren fast alle Porträts mit Blende 1:1.4 aufgenommen. Ich hatte aber gestern lange hin- und herüberlegt und mich letztlich entschieden, nur die beiden „Reportage-Zooms“ mitzunehmen, das 70-200mm an der „Crop-Kamera“ und das 24-105mm an der „Vollformat“. Und ich bin der Meinung, dass es gut geht. Ich muss so ein bisschen weiter weg vom „Opfer“, was etwas gewöhnungsbedürftig ist. Aber Hintergrund-Unschärfe und Bokeh stehen den „Porträtlinsen“ (50 und 85mm) kaum nach. Wobei ich aktuell gerade eine Vorliebe für „gerade-noch-erkennbare“ Hintergründe entwickle und deshalb die Blende manchmal gar nicht mehr so „furchtbar“ weit aufmachen mag.
26. April. Das sommerstrahlende Osterwochenende liegt hinter uns. Wir hatten netten Besuch und u. a. ein tolles Osterfeuer bei Melchers Hütte (4 neue Gesichter!). Kleines Rechenexempel: Wenn ich nur die letzten beiden Wochenenden hochrechne (10 Porträts), komme ich auf vier Jahre für die 999 Gesichter, die Gesamtbilanz seit Projektbeginn (22 Porträts) spricht eher für zehn.
29. Mai. Neue Hochrechnung: 30 Porträts in dreieinhalb Monaten macht ca. 100/Jahr oder 999 in 10 Jahren. 10 Jahre Spaß und Freude, dies scheint mir jetzt der geeignete Rhythmus zu sein, ohne mich oder Andere damit unter Druck zu setzen. Anders ausgedrückt: ich bin zufrieden. Und ich habe bereits eine Menge gelernt in diesem Vierteljahr. Apropos gelernt: heute war für mich Premiere mit Lightroom. Nachdem ich bislang alle Fotos mit Adobe Photoshop Elements bearbeitet und demzufolge seit dem Wechsel zum Mac mit Adobe Bridge verwaltet habe, bin ich seit gestern abend „Trial-User“ der 30-Tage-Testversion von Lightroom. Der Anfang war sehr mühselig, alle eingeübten Arbeitsschritte sind anders. Aber heute, nach den ersten beiden ernsthaften Bearbeitungen (nämlich hier und hier), habe ich bei Amazon bereits bestellt. Ich bin entschlossen, den Rest des Jahres konsequent mit Lightroom zu arbeiten, weil ich nicht mehr drumherum zu kommen glaube. Außerdem hat mich ehrlich gesagt beeindruckt, wie ich innerhalb eines halben Tages zumindest für diese beiden Fotos gut zurechtgekommen bin.
Hallo Jürgen ! Bin fasziniert von deiner Bildergalerie! Eine illustre Mischung aus Menschen, die du kennst und ich auch! Bitte, mach weiter! Es gibt noch soooo viele interessante Gesichter in OHZ und umzu! Lg co
Vielen Dank, … und ja, da fehlen noch soooo viele 🙂
Danke! Ja, dann hoffe ich doch, dass ich in nächster Zeit wieder ein paar interessante Gesichter vor die Linse und ins Netz bekomme…
Schöne Portraits! 🙂 Einige bekannte Namen und Gesichter schon entdeckt. Freue mich auf Nachschub.
Katharina