Update 24.06.2021: Heute wurden auch in Osterholz-Scharmbeck die ersten Stolpersteine verlegt. Gunter Demning verlegte sie an der Stadthalle sowie in der Börde-, Sandberg-, Post- und Bahnhofstraße.
Stolpersteine (siehe auch www.stolpersteine.eu und Wikipedia-Artikel „Stolpersteine“) suchte man in Osterholz-Scharmbeck bislang vergebens. Die 10 x 10 x 10 cm großen Steine mit Gedenktafeln aus Messing sind seit den 1990er-Jahren in mittlerweile über 1.200 Orten Deutschlands und 20 Ländern Europas meist in Gehwege eingelassen und sollen am jeweils letzten selbstgewählten Wohnort an die Opfer der NS-Zeit erinnern. Das Projekt wurde von dem Kölner Künstler Gunter Demning ins Leben gerufen.
„Ein Mensch ist erst vergessen, wenn sein Name vergessen ist“ (Gunter Demnig)
1995 begann Demning in Köln zunächst ohne behördliche Genehmigung, Stolpersteine zu installieren. Die ersten genehmigten Steine wurden im Jahr 2000 ebenfalls in Köln verlegt.
„Sie können ein Buch aufschlagen und lesen, dass die Nazis sechs Millionen Juden und fünf Millionen andere ermordet haben, aber Sie können nicht voll ermessen, was geschah. Wenn Sie aber über das Schicksal eines Mannes oder einer Frau erfahren, die in einem bestimmten Haus wohnten, ist das etwas anderes.“ (Gunter Demnig)
Das Projekt der Stolpersteine ist nicht unumstritten. Während die Mehrzahl der bislang damit befassten Gemeinden die Idee und ihre Verbreitung unterstützten und auch das nationale und internationale Presseecho fast durchweg positiv ausfällt, erteilt München keine Genehmigungen zur Steinverlegung. Auch innerhalb der jüdischen Gemeinde herrscht Uneinigkeit: Charlotte Knobloch, ehemalige Präsidentin des Zentralrates der Deutschen Juden, lehnt das Projekt seit Jahren scharf ab, andere Mitglieder des Zentralrates und beispielsweise die Jüdische Gemeinde Düsseldorf beurteilen es positiv (vgl. ausführliche Darstellung der Kontroverse bei Wikipedia)
Anfang 2010 waren in Bremen ca. 400 und in Hamburg etwa 3.000 Stolpersteine verlegt, im Landkreis Osterholz einzelne in Lilienthal und Ritterhude. Für damals € 95.- und heute 120.- kann man die Patenschaft für die Herstellung und Verlegung eines Steines übernehmen.
Im Februar 2011 lehnten Kultur- und Verwaltungsausschuss der Stadt Osterholz-Scharmbeck einen Antrag von Carsten Roman Höft auf Installation von Stolpersteinen einstimmig ab. Die Stadtverwaltung begründete ihre ablehnende Haltung mit den Bedenken Knoblochs und des Vorsitzenden des Landesverbandes der jüdischen Gemeinden in Niedersachsen sowie dem bereits vorhandenen Mahnmal an der Bahnhofstraße. (Quelle: Osterholzer Kreisblatt 18.2.2011)
2020 befasste sich die Kommunalpolitik auf Initiative von Hartmut Oberstech vom Arbeitskreis MUNA Lübberstedt und Manfred Bannow (Spurensuche Kreis Osterholz) erneut mit dem Thema.
Im Juli 2020 schließlich stimmte der Stadtrat mehrheitlich für einen gemeinsamen Antrag von SPD, Grünen und Linksfraktion, Stolpersteine auch in Osterholz-Scharmbeck zuzulassen. (Quelle: Osterholzer Kreisblatt 15.7.2020)
Mögliche Stolpersteine in Osterholz-Scharmbeck
Demning als Initiator und Inhaber der Markenrechte will mit den Stolpersteinen „aller verfolgten oder ermordeten Opfer des Nationalsozialismus“ gedenken. Ausdrücklich genannt sind Juden, Sinti und Roma, politisch und religiös Verfolgte, Zeugen Jehovas, Menschen mit geistiger oder körperlicher Behinderung und Menschen, die aufgrund ihrer sexuellen Orientierung oder Hautfarbe verfolgt wurden sowie als „asozial“ stigmatisierte und verfolgte Menschen wie Obdachlose oder Prostituierte, Zwangsarbeiter und Deserteure. Voraussetzung für die Verlegung von Stolpersteinen sei auch, Familien im Gedenken wieder zusammenzuführen. Auch überlebende Familienangehörige werden deshalb einbezogen und erhalten einen Stolperstein. (Quelle: stolpersteine.eu)
Jüdische Mitbürger
- Moritz Aron (Auf dem Kamp 14)
- Wilhelm Aron (1938: Auf dem Kamp 14, 1960: Auf dem Kamp 32, Arbeitsstelle bis 1945-1960: Bahnhofstraße 105) Überlebte den Holocaust, KZ 1944-45.
- Hedwig Bähr, vermutlich identisch mit Edwig Bähr (Gedenkstein Bahnhofstraße)
- Alfred Cohen (Hohetorstraße 14 oder Bremer Str. 47). Es existiert bereits ein Stolperstein in Bremen (ehem. Judenhaus Nordstraße 210).
- Clara Cohen (Bahnhofstraße 37, nach Konkurs und Zwangsversteigerung Lindenstraße 6) Es existiert bereits ein Stolperstein in Bremen (ehem. Judenhaus Elsässer Str. 114).
- Flora Cohen (Hohetorstraße 14 oder Bremer Str. 47). Überlebte den Holocaust, KZ 1942-45. Es existiert bereits ein Stolperstein in Bremen (ehem. Judenhaus Nordstraße 210)
- Henny Cohen. (Hohetorstraße 14 oder Bremer Str. 47)
- Dr. Richard Cohen (Marktstraße 5)
- Siegmund Cohen (Bahnhofstraße 37, nach Konkurs und Zwangsversteigerung Lindenstraße 6)
- Ernst Davidsohn (Poststraße 4, 1937 Kirchenstraße 4, 1938 vermutlich gezwungenermaßen Bahnhofstraße 84)
- Ilse Davidsohn (Bahnhofstraße 84)
- Johan „John“ Davidsohn (Bahnhofstraße 84), flüchtete im August 1939 über England in die USA, wo er 1985 verstarb.
- Toni Davidsohn (Bahnhofstraße 84)
- Alfred Heidemann
- Betty Heidemann
- Grete Heidemann
- Irma Heidemann
- Iwan Heidemann
- Leopold Löwenstein (Bahnhofstraße 105)
- Moritz Meibergen (Bahnhofstraße 90)
- Hanni Meyer (Lindenstraße 6) in 2 Listen mit ihrem Geburtsnamen Hanny Cohen geführt (hat aber im Bremer Judenhaus Bernhard Meyer geheiratet). Von ihr existiert bereits ein Stolperstein in Bremen (ehem. Judenhaus Elsässer Str. 114).
- Anna Ratusch (Sandbergstraße, identisch mit „Chana Ratusch gest. 24.9.1938“)
- Meyer-Rosenhoff, Cläre
- Meyer-Rosenhoff, Hugo (identisch mit Hugo Mejer und Hugo Meyer)
- Meyer-Rosenhoff, Ruth
- Meyer-Rosenhoff, Selma (identisch mit Elya Rosenhoff)
Politisch verfolgte Mitbürger
unsicher
Bernhard Meyer (*1883 aus Halberstadt), hat Hanni Meyer erst im Bremer Judenhaus geheiratet und war vermutlich nie in OHZ
Zu klären
Ottilie Davidsohn (Poststraße 4, ab 1938 vermutlich gezwungenermaßen Bahnhofstr. 84). Starb am 7.4.1938 im Alter von 78 Jahren.
Quelle: Gedenkstein Bahnhofstraße (23 Personen)
Edwig Bähr
Moritz Aron
Hanny Cohen
Alfred Cohen
Dr. Richard Cohen
Henny Cohen
Clara und Siegmund Cohen
Leopold Löwenstein
Moritz Meibergen
Anna Ratusch
Ilse Davidsohn
Ottilie Davidsohn
Ernst Davidsohn
Toni Davidsohn
Elya und Hugo Rosenhoff
Ruth Rosenhoff
Cläre Rosenhoff
Irma und Iwan Heidemann
Grete und Alfred Heidemann
Quelle: Yad Vashem The Central Database of Shoah Victims‘ Names (47 Einträge, 29 Personen)
Aron Moritz
Baehr Hedwig
Cohen Alfred
Cohen Clara
Cohen Fritz
Cohen Erich
Cohen Henny
Cohen Richard
Cohen Sigmund
Davidsohn Ottilie
Davidsohn Sally
Davidsohn Toni
Davidsohn Ilse
Davidsohn Ernst
Feist Ella
Heidemann Alfred
Heidemann Betty
Heidemann Grete
Heidemann Irma
Heidemann Ivan
Heidemann Josef
Löwenstein Leopold
Meyer Hanni (Anm.: =Cohen Hanni)
Mejer, Hugo (Anm.; =Hugo Rosenhoff)
Neuman Selma (Quelle: Yad Vashem)
Ratusch Anna
Rosenhoff Claere
Rosenhoff Hugo
Rosenhoff Ruth
Rosenhoff Selma
Quelle: Bundesarchiv: Gedenkbuch – Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933 – 1945 (Stand 2011: 11 Personen)
Aron, Moritz (* 11.10.1873 in Scharmbeck)
Bähr, Hedwig (* 01.02.1904 in Etteln)
Cohen, Alfred (* 17.02.1864 in Osterholz-Scharmbeck)
Cohen, Clara (* 28.05.1871 in Ottersberg)
Davidsohn, Ernst (* 27.07.1891 in Osterholz-Scharmbeck)
Davidsohn, Ilse (* 22.01.1906 in Osterholz-Scharmbeck)
Davidsohn, Toni (* 27.12.1877 in Harpstedt)
Löwenstein, Leopold (* 14.11.1873 in Gudensberg)
Meyer, Hanni (geb. Cohen, * 31.03.1905 in Osterholz-Scharmbeck)
Rosenhoff gen. Meyer, Hugo (* 12.02.1887 in Kamen)
Rosenhoff, Selma (* 14.04.1889 in Obermöllrich)
(Stand 2020: 16 Personen) zusätzlich:
Bähr, Friedrich Elias Raphael Fritz (* 02.09.1890 in Prenzlau) wohnhaft in Osterholz-Scharmbeck und Frankfurt a. Main
Fränkel, Paula Pauline Bertha (* 08.04.1887 in Abterode) wohnhaft in Abterode, Eickedorf und Osterholz-Scharmbeck
Heidemann, Greta Grete Gretchen (* 02.02.1884 in Boizenburg) wohnhaft in Osterholz-Scharmbeck und Hamburg
Rosenhoff gen. Meyer, Cläre (* 23.02.1927 in Osterholz-Scharmbeck) wohnhaft in Osterholz-Scharmbeck und Hamburg
Rosenhoff gen. Meyer, Ruth (* 08.08.1924 in Osterholz-Scharmbeck) wohnhaft in Osterholz-Scharmbeck und Hamburg