Das Antidepressivum Fluvoxamin hat in einer randomisierten plazebokontrollierten Studie der Washington University in St. Louis, Missouri einen signifikanten Vorteil für Patienten mit Covid-19 im Frühstadium gezeigt. Auf Grund der kleinen Fallzahl und der nur kurzen Nachbeobachtung von 15 Tagen kann damit noch keine Therapieempfehlung begründet werden, das Ergebnis soll in einer größeren Studie überprüft werden.
Fluvoxamin ist ein sog. selektiver Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI) und wird zur Behandlung von Zwangsstörungen, Angststörungen und Depressionen eingesetzt. Im Gegensatz zu anderen SSRI interagiert Fluvoxamin stark mit dem Sigma-1-Rezeptor (S1R), einem Protein, dass auch bei der Regulation der Entzündungsreaktion des Körpers mitwirkt. In früheren Studien an Mäusen hatte Fluvoxamine bei Sepsis zu geringeren Schäden durch die Entzündungsreaktion geführt.
Lenze EJ et al.: Fluvoxamine vs Placebo and Clinical Deterioration in Outpatients With Symptomatic COVID-19.
A Randomized Clinical Trial. JAMA. Published online November 12, 2020.
doi:10.1001/jama.2020.22760
Von April bis August 2020 wurden insgesamt 152 ambulant behandelte Patienten mit Covid-19 und einer Sauerstoffsättigung von ≥92 % bis max. 7 Tage nach Symptombeginn eingeschlossen. 80 von ihnen erhielten 100 mg Fluvoxamine 3 x tgl. für 15 Tage, 72 ein Plazebo. Primärer Studienendpunkt war eine klinische Verschlechterung innerhalb von 15 Tagen, definiert als Kombination aus (1) Luftnot oder Klinikaufnahme wegen Luftnot oder Pneumonie und (2) O2-Sättigung <92 % (Raumluft) oder O2-Bedarf zum Errichen einer O2-Sättigung von ≥92 %.
Diesen Endpunkt erreichten 0 von 80 Patienten unter Fluvoxamin und 6 von 72 Patienten unter Plazebo (p=.009). In der Fluvoxamine-Gruppe traten 1 schweres und 11 andere unerwünschte Ereignise auf, in der Plazebo-Gruppe 6 schwere und 12 andere.