Die mit Türmchen, eiserner Wetterfahne, Erkern und bunten Glasoberlichtern sehr auffallende Villa in der Bahnhofstr. 71 in Osterholz-Scharmbeck wurde 1897 oder 1898 für den Zigarrenfabrikanten Hermann Zülch erbaut, Schwager von Johann Bernhard Reemtsma. Als eines von ca. 300 Baudenkmalen im Landkreis Osterholz steht sie unter Denkmalschutz.
Den Bauplatz erwarb Zülch 1897 vom Maurermeister Johann Steeneck, der die ehemalige Sandkuhle „Weißer Sand“ dem Flecken Scharmbeck 1887 abgekauft und für Bauplätze erschlossen hatte. Zülch ließ dort in unmittelbarer Nachbarschaft seiner Zigarrenfabrik lt. Stadtchronik 1898 und nach Angaben seiner heute noch dort lebenden Enkelin 1897 eine auch für damalige Verhältnisse sehr extravagante Villa errichten, die sich den heutigen Bewohnern zur Folge am ehesten als „spätes Gründerzeit-Haus mit wilhelminischem Charakter“ beschreiben lässt. (Quelle: Osterholzer Kreisblatt 28.12.2013)
Zülch wurde 1897 zum Scharmbecker Bürgervorsteher 1. Klasse gewählt, war von 1902 bis 1905 im Vorstand der Aktionäre der Rektorschule und war Vorsitzender der örtlichen „Freisinnigen Volkspartei“. Er starb 1907 im Alter von 45 Jahren.
Im 1. Weltkrieg fiel Hermann Zülch jr.. Sein jüngerer Bruder Dr. jur. Karl Fürchtegott Zülch wurde 1923 als Schriftführer in den Vorstand der Ortsgruppe Osterholz-Scharmbeck des Bundes der Frontsoldaten e. V. („Stahlhelm“) gewählt. 1925 übernahm er die Anteile des Hermann Roelecke an der Fa. Zülch & Nitzsche. (Quelle: R. Menkhoff: Chronik von Osterholz-Scharmbeck Band 1, 2004)
1948 gründete er den Haus- und Grundbesitzerverein, 1952-56 war er Mitglied des Kreistages und 1952-53 stellvertretender Landrat. 1974 starb Zülch im Alter von 82 Jahren. (Quelle: Chronik von Osterholz-Scharmbeck Bd. II, R. Meenkhoff, 2009)