Henny Cohen (1905-1942) war die die Tochter der in Osterholz-Scharmbeck Anfang des 20. Jh. etablierten Geschäftsleute Alfred und Flora Cohen. Sie wurde im Nationalsozialismus entrechtet, in ein Konzentrationslager gesperrt und 1942 ermordet.
Henny wurde als ältestes Kind am 31. Januar 1905 in Osterholz geboren und wuchs mit ihrem jüngeren Bruder Friedrich („Fritz“) Wilhelm (1907-1976) im elterlichen Haus in der Hohetorstraße (heute Nr. 14) auf, wo ihr Vater ein Manufakturgeschäft unterhielt.
Ihr Onkel Siegmund Cohen betrieb in der Bahnhofstraße 37) ebenfalls ein Bekleidungsgeschäft, ihr zweiter Onkel Dr. Richard Cohen (*1872) war angesehener Arzt in der Marktstraße 5.
Der seit 1933 von den Nationalsozialisten organisierte, u. a. mit Plakaten und uniformierten Wachen vor den Geschäften durchgesetzte Boykott jüdischer Geschäfte führte 1935 zum Konkurs des Geschäftes ihrer Eltern, bis 1936 konnte die Familie noch als Mieter in der Hohetorstraße bleiben. Ab 1937 konnte Hennys Vater nur noch als „fliegender Händler“ tätig sein, die Familie musste als Mieter zu Meta Schwenke in die Bremer Straße 47 ziehen. Hennys Bruder Fritz wanderte 1937 mit seiner Frau Henny nach Brasilien aus.
In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 (sog. Reichspogromnacht) drangen SA-Männer nach der vereitelten Brandstiftung an der ehemaligen Synagoge auch in die Wohnung der Cohens in der Bremer Straße ein, trieben die Familie in den Keller und zerschlugen die dort stehenden Einweckgläser.
Jede geschäftliche Tätigkeit wurde den Juden im November 1938 untersagt, so dass Alfred den Handel völlig aufgeben musste. Nachdem seine Ersparnisse augebraucht waren, musste er mit seiner Familie von der öffentlichen Fürsorge leben. Im März 1939 musste die Familie Cohen im Rathaus erscheinen, um ihre mit dem Großbuchstaben „J“ für Jude versehene Karte für die Volkskartei zu unterschreiben. Im September 1939 wurden die Radios jüdischer Mitbürger beschlagnahmt, ab Oktober durften sie in Osterholz-Scharmbeck nur noch zu festgelegten Zeiten in drei ausgewählten Lebensmittelgeschäften einkaufen. Flora, Alfred und Henny wurden im Oktober von der Stadtverwaltung zum Umzug in ein „Judenhaus“ in der Bahnhofstraße 84 zu ihrem ehemaligen Geschäftskonkurrenten Davidsohn gezwungen.
Henny wurde am 17. November 1941 in das Ghetto von Minsk deportiert und kam dort vermutlich im Zuge der Massentötungen durch Vergasen oder Erschießen 1942 ums Leben.
Ihre Eltern wurden am 21. März 1942 in ein Bremer „Judenhaus“ in der Nordstraße 210 am Hafen umgesiedelt. Im Juli wurden sie in das Ghetto Theresienstadt deportiert, wo der 76-jährige Alfred knapp drei Wochen nach der Ankunft starb. Flora wurde am 8. Mai 1945 im Alter von 70 Jahren von der Roten Armee befreit und kehrte zu ihrer Schwägerin Frieda Cohen, der Witwe von Dr. Richard Cohen, nach Bremen zurück. 1946 zog sie zu ihrem Sohn Fritz und ihrer Schwiegertochter Henny nach Sao Paulo.