Weyerdamm

Weyerdamm in Osterholz-Scharmbeck
Weyerdamm heute (Blick von Ahrensfelde nach Osterholz)

Weyerdamm, im 18. Jh. auch „der Weier Damm“, war etwa 110 Jahre lang eine dem Flecken Osterholz östlich vorgelagerte Moorsiedlung (ehemaliger Standort) noch aus der Zeit vor Jürgen Christian Findorff. Auf Grund immer wieder kehrender Überschwemmungen ihrer Äcker und Höfe gab die Mehrheit der Siedler schließlich auf, demontierte ihre Häuser und baute sie andernorts wieder auf. An die einst wenige Minuten vom Kloster gelegene Moorsiedlung erinnern heute nur noch der letzte von ehemals 19 Höfen und zwei ebenfalls Weyerdamm genannte Seitenwege des Ahrensfelder Damms.

Im Jahre 1666, also 18 Jahre nach Ende des 30-jähigen Krieges mit der abschließenden Auflösung des Klosters Osterholz, haben 11 vermutlich aus Osterholz stammende Siedler begonnen, die Moorniederung unmittelbar östlich von Osterholz urbar zu machen. Dies waren Johann und Carsten Wrieden, Johann Schriever, Johann Dornemann, Jürgen Bötgers, Heinrich Gerken, Gevert Kück, Frerich Segelken, Johann Tietjen, Martin Bötteker und Johann Ahrensfeldt. 1692 waren bereits 12 Höfe registriert, 1698 dann mit 9 Pflugkötnern und 8 Handkötnern (kleineren Hofstellen) insgesamt 17 Höfe. (Quelle: Menkhoff)

Weyerdamm ca. 1764
Siedlung Weyerdamm ca. 1764

1705 war mit 19 Höfen der Gipfel erreicht, in den folgenden 70 Jahren pendelte die Zahl der Höfe zwischen 16 und 17. 1771 und 1774/75 hatten die „Eingesessenen auf dem sogenannten Weierdam“ dann sehr unter ungewöhnlich heftigen Überschwemmungen der damals vor Hochwasser ungeschützten Hammeniederung zu leiden. Die auch in Hamburg lange in Erinnerung gebliebene Sturmflut im Sommer 1771 vernichtete große Teile ihrer Ernte, im Winter 74/75 mussten sie mit dem gesamten Vieh insgesamt 3-mal für mehrere Wochen in Osterholz, Muskau und Ahrensfelde Unterschlupf suchen. (Quelle: Osterholz-Scharmbecker Heimatbuch 1967, J. Segelken, 1967)

Aus einem 1775 an das hannoversche Ministerium gerichteten Schreiben:

«Wir sämtliche – an der Zahl 16 – Eingesessene auf dem sogenannten Weierdam, im Amte und nahe beim Flecken Osterholtz wohnhafft, besitzen einen Mohr-tractum, der durch die bisherige Cultur so sehr versunken, daß Amtskundiger maßen die letzteren Jahre her unsere Wohn- und Neben-Gebäude samt allen Korn und Garten Früchten durch Überschwemmung zu Grunde gerichtet und besonders im verwichenen Winter wir dadurch zu 3 unterschiedenen Mahlen genöthiget worden, diese gantz inundirte Wohnplätze mit Lebensgefahr auf einige Wochen zu verlassen. Dieses höchst elende Schicksal, welches alljährlich uns wenige Früchte gestattet, aber desto mehr Kosten zur wieder instandsetzung der ruinierten Wohn- und Nebengebäude erfordert, würde in kurtzem unsern Gäntzlichen Untergang veranlaßen, sofern nicht in Zeiten dem Übel dadurch vorgebäuget werden könte, daß solche Wohnstellen mit einem sichern Platze zum Anbau verwechselt würden, und hierzu findet sich in der Nähe auf dem Herrschaftlichen Korn-Felde das lange Hohe Feld genannt, welches nahe bei dem, am Flecken Osterholtz errichteten Neuen Anbau belegen, und gegenwärtig dem Herrn Oberamtmann zur Pacht überlaßen, die bequemste Gelgenheit, wenn Euer Excellences gnädist und Hoch geneigt geruhen wollten, von diesem Kornfeld einem jeden von uns zur Wohnstelle und nöthigen Gartenland etwa 6 Virtel Saht gegen Entrichtung der gehörigen Abgaben zu überlassen.
Wir zweifeln an einer gnädigen Gewährung dieses höchst gedrungenen Gesuchs um so weniger, jemehr das künftige Schicksal so vieler elender Landes Einwohner darauf beruhet, deren Verbesserung Euer Exellences bekanntermaßen bisher Huldreichst sich angelegen seyn lassen und bestehen in solcher unterthänigster Hoffnung mit aller großer Devotion. Euer Exc. Hoch und Hochwohlgeb. ganz unterthänigste Einwohner zum Weierdamm im Amte Osterholz.»

(Staatsarchiv Hannover; Des 74 Fach 146 Osterholz Akta 163.
Zitiert nach Segelken J: Osterholz-Scharmbecker Heimatbuch 1967)

Nachdem die Angaben der Siedler vom Amtmann in Osterholz und der Regierung in Stade bestätigt worden waren, erhielten 11 von ihnen 1777 unter der Ägide des 1771 zum Moorcommissar ernannten Findorff neue Hofstellen im neu entstehenden Hohenfelde (z. B. Hohenfelder Straße Nr. 22) sowie an der Ahrensfelder Straße (z. B. Nr. 13), der Neuen Straße und im Grünen Grund. So verblieben 1778 am Weyerdamm fünf Höfe, von denen bis 1850 noch drei weitere nach Osterholz umsiedelten. Als vorletzter Weyerdammer verlegte Ludwig Beißner seinen Hof nach einem Hochwasser 1876 zur Ahrensfelder Straße, so dass Diedrich Lütjen mit seinem Hof als Letzter blieb. Er schraubte ihn 1879 höher und hatte 1880/81 dennoch die Hammefluten in seiner Diele. 1967 wurde der letzte Weyerdammer Hof von Karl Frischmuth bewirtschaftet. (Quelle: Osterholz-Scharmbecker Heimatbuch 1967, J. Segelken, 1967)

Eine Antwort auf „Weyerdamm“

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