Sie lässt mich nicht los, die neue Canon EOS 5D Mark III. Siehe auch: hier. Fast täglich erwische ich mich dabei, die hier erwähnten Vorteile gegen die 3299 hier (ganz unten) erwähnten Nachteile aufzurechnen und meine persönliche SchönfärbereiKosten-Nutzen-Analyse zu verfeinern. Canon Deutschland in Gestalt ihrer Presseabteilung hat sich meinem Ansinnen, das gute Stück auf Herz & Nieren zu testen, leider freundlich aber hartnäckig verweigert. Bleibt also keine andere Chance, als mich selbst Stück für Stück der komplexen Frage anzunähern:
Ist das wirklich 3299.- Euro wert?
Ich gehe mal getrost davon aus, dass genau diese Frage aktuell viele Gleichgesinnte umtreibt. Will deswegen meine Gedanken dazu sammeln, vielleicht können wir uns derart gegenseitig ein wenig bei der Beantwortung helfen. Dabei sollte klar sein, dass jeder diese Frage letztlich nur für sich selbst beantworten kann, weil die Antwort vorrangig vom derzeit vorhandenen Equipment und dem voraussichtlichen Einsatzgebiet abhängt.
Der Übersichtlichkeit halber will ich die wesentlichen Fragen einzeln behandeln und beginne heute mit dem Autofokus.
AF-System der 5D Mark II
Derzeit fotografiere ich mit der Mark II und habe noch eine 400D als Zweitbody. Für meine Bedürfnisse ist die Mark II (fast) ideal. Für Landschaftsaufnahmen und Porträts halbwegs geduldiger Mitmenschen ist das Ding in meinen Augen perfekt. Tatsache ist aber, dass der Autofokus (AF) aus dem Vorgängermodell 5D übernommen ist und den Entwicklungsstand von 2005 repräsentiert. Der AF war dann auch Hauptkritikpunkt in allen Foren. Es ist kein Zufall, dass 4 von 7 Rezensionen des Profi-Modells EOS 1D Mark IV auf den deutschen Amazon-Seiten genau diesen Punkt als entscheidenden Vorteil der 1D im Vergleich zur 5D Mk II herausstellen. Insbesondere bewegte Motive werden mit entschieden höherer Treffsicherheit fokussiert.
AF-System der 5D Mark III
Für mich war es eine der Überraschungen bei der Vorstellung der Mark III, dass sie das absolute High-End-AF-System der kurz zuvor präsentierten 1D X erhält: 61 Sensoren, davon 41 Kreuzsensoren (1:4) inkl. 5 Doppelkreuzsensoren bei 1:2.8 (Anzahl der Kreuzsensoren abhängig vom Objektiv). Lt. Chuck Westfall (technical advisor, Professional Engineering & Solutions Division, Canon USA) ist das AF-System der 5D Mark III durch folgende Eigenschaften charakterisiert:
- Die overall AF detection speed der EOS 5D Mark III übertrifft die der EOS-1D Mark IV.
- Die AF-Präzision von 5 der zentralen AF-Sensoren, den dual X-shaped cross-type points, übertrifft die sämtlicher Sensoren der 1D Mark IV.
- 21 Kreuzsensoren im Zentrum funktionieren bis f/5.6; sämtliche Kreuzsensoren der EOS-1D Mark IV funktionieren nur bis f/4 als Kreuzsensoren.
- Der AF-Sensor der 5D Mark III hat eine doppelt so hohe low light sensitivity wie der Sensor der 1D Mark IV (EV -2 vs. EV -1).
- Das AF-System der 5D Mark III unterstützt AI Servo III, das dem AI Servo II der EOS-1D Mark IV hinsichtlich der Stabilität und Konsistenz bei der Objektverfolgung überlegen ist.
- Das AF-System der 5D Mark III deckt 20 % mehr Sensorfläche ab (19mm vs. 15mm).
Von der Papierform habe ich keinen Zweifel, dass der Autofokus der 5D Mark III einen Quantensprung „besser“ sein wird als derjenige der Mark II, möglicherweise sogar „besser“ als jener der 1D Mark IV. Was natürlich in der Realität zu prüfen sein wird und sicher auch getestet wird.
Was habe ich davon?
1. Tag: Euphorie. Am Tag der Vorstellung der Mark III war ich begeistert und überzeugt, dass dieser Quantensprung des Autofokus genau auf meine Bedürfnisse abgestimmt ist. Er alleine rechtfertigte eigentlich schon die geschätzte Zuzahlung von gut 2.000.- € für das „upgrade“ auf die Mark III. Ist doch der Autofokus das „Hauptproblem“ der Mark II.
2. Tag: Ernüchterung. Bringt ein besserer Autofokus auch mir wirklich mehr gute Bilder? Soll ich 61 AF-Sensoren bezahlen, wenn ich für 95 % der Aufnahmen eh‘ nur den zentralen aktiviere? Unstrittig ist, dass ich auch nach dem Wechsel von der 400D zur 5D eine ganze Reihe unbefriedigend „unscharfer“ Fotos wegwerfe. Mal mehr und mal weniger. Aber liegt das wirklich am Autofokus? Auffällig ist, dass Urlaubsfotos mit dem 24-105mm und Blende 4.0 bis 11 praktisch nie wegen Unschärfe in den Papierkorb wandern (da hat es andere Gründe!), von den „low-light“-Porträts der quirligen 2-Jährigen mit Blende 1.4 und ISO 800-3200 hingegen mindestens jedes zweite. Bin ich nicht eher zu dämlichunaufmerksam für perfekte Schärfe als dass die Technik schuld dran ist?
Ab Tag 3: Unsicherheit und Neugierde. Ich bin ziemlich sicher, dass das neue AF-System erhebliche Vorteile bieten würde, wenn ich häufig Sport oder Möven im Vorbeiflug aufnehmen würde. Mach‘ ich aber nicht. Unsicher bin ich, welches Ausmaß an Verbesserung für meine „Problemfälle“ zu erwarten ist: weit offene Blende, hohe ISO, grenzwertige Belichtungszeiten. Damit meine ich zum Beispiel 1/40 und 1/50 s mit dem 50mm. Bei diesen Aufnahmen gibt es so viele potentielle Fehlerquellen!
Vorläufiges Resümee
Der Autofokus der neuen 5D Mark III ist zumindest seiner Papierform nach deutlich „besser“ als jener der Mark II. Ich nehme an, dass er unter Alltagsbedingungen das (sehr hohe) Niveau der 1D Mark IV erreichen wird. Das neue AF-System wird seine Überlegenheit besonders bei bewegten Motiven und bei Nutzung aller oder mehrerer AF-Sensoren in den Modi AI Focus und AI Servo ausspielen.
Für meine „Schärfe-Probleme“ („One Shot“, zentraler AF-Sensor, lange Belichtungszeiten, hohe ISO) wird das neue AF-System vermutlich keine Zauberlösung sein. Allerdings sind jeweils kleine und in der Summe vielleicht doch entscheidende Verbesserungen möglich, weil
- auch der zentrale AF-Sensor offenbar eine doppelt so hohe low light sensitivity aufweist,
- das ISO-Rauschen geringer ausfallen soll (die von Canon beworbenen 2 Blendenstufen besserer ISO-Empfindlichkeit beziehen sich allerdings auf das JPG-Format bei Kamera-interner Umwandlung, wird lt. Westfall im RAW-Format deutlich geringer ausfallen),
- die Auto-ISO-Funktion bei der Mark III auch im manuellen Modus (Programmschalter auf „M“) funktionieren soll (bei der Mark II sind in „M“ immer ISO 400 fest eingestellt) und
- die aus der 1D Mark IV bekannten neuen AI-Servo-Funktionen „Zentraler Sensor plus 4 oder 8 angrenzende Sensoren“ für meine Zwecke vielleicht besser geeignet sind als „Zentraler Sensor“ alleine.
Fazit: Es hilft nichts, ich muss abwarten und versuchen, irgendwie ein Exemplar der Neuen in die Hand zu bekommen. Bleibt spannend, finde ich.
Hallo zusammen,
Fokus ist das eine. Das Andere in bewegten Gedanken, ist die Serienbildrate von den etwa 4 auf gut 6 Bildern/sek. die in Kombi zum Fokus passt und ich meine Kinder in Bewegungen besser einfangen kann. Herkömmliche Kompaktkameras haben eine lange Einschaltzeit und bewegte Momente einzufangen ist ein unterfangen… Zum Zweiten, die Bildqualität soll besser – noch besser sein, gerade in Lichtschwachen Momenten. Mir geht es darum die Situation so Originalgetreu und so Nah wie möglich einzufangen; ich habe keine Lust die Photos stundenlang nach zu bearbeiten für diese Perfektion. Die Perfektion muss da sein wenn ich abdrücke.
Vollformat ist insgesamt finde ich, ein wichtiges Thema – wer es etwas Anspruchsloser mag ist doch mit der Mark II gut beraten; wer Perfektionismus sucht, wird auch den Neuen Preis bezahlen oder sich gedulden, bis er für Einen akzeptabler ist.
So long
Sucher, Display, Abdichtung und 2. Kartenslot (SD!! zB für WLAN-Karte, mit der man kleine JPG schon mal aufs iPad schaufeln kann …), all dies sind weitere Argumente für die Mark III. Aber: für viele Mark II-Besitzer stellt sich die Frage: was brauche ich wie nötig, um besser arbeiten zu können?! Muss jeder selbst entscheiden. Gibt auch einige, die sind total enttäuscht von den „nur“ 22 MPx, die würden nicht von Perfektionismus reden …