Seit Anfang Oktober ist Winterpause für den Moorexpress. Wie in den Vorjahren gibt es Sonderfahrten (Info-Flyer) zu den Weihnachtsmärkten in der Region.
Ab Mai 2017 verkehrt der Moorexpress dann wieder gemäß Sommerfahrplan und zuckelt an Wochenenden und Feiertagen gemächlich zwischen Bremen und Stade durch das Elbe-Weser-Dreieck. Die vor über 100 Jahren erbaute und zur EXPO 2000 reaktivierte Traditionsbahn dient heute ausschließlich touristischen Zwecken, ihre Zukunft ist seit einigen Jahren leider ungewiss.
2009 feierte der Moorexpress seinen 100sten Geburtstag für die am 23. Juni 1909 offiziell eröffnete Teilstrecke Gnarrenburg-Bremervörde. Er verkehrt hauptsächlich auf der Trasse der früheren Kleinbahn Bremervörde-Osterholz, die 1942 in Bremervörde-Osterholzer-Eisenbahn (BOE) umbenannt wurde. Abgebildet sind Dieseltriebwagen vom Typ VT 168 (Baujahr 1962, Hersteller MAN, Betriebsnummer 168, Gewicht 20,7 t, Motorleistung 221 kW, Höchstgeschwindigkeit 90 km/h, Länge über Puffer 13,95 m), weitere Typen siehe Historische Fahrzeuge auf den Seiten der EVB – Eisenbahnen und Verkehrsbetriebe Elbe-Weser GmbH.
Geschichte
Erste Planungen einiger Moorgemeinden für eine Eisenbahnverbindung Bremen-Stade datieren aus den 1890er-Jahren. Insbesondere bei der in Gnarrenburg ansässigen Glas- und Ziegelindustrie bestand ein vitales Interesse an einer solchen Verbindung, um die benötigten Rohstoffe (statt mit Pferdefuhrwerken von Oldenbüttel) heranzuschaffen und die gefertigen Waren (statt mit Lastkähnen in Richtung Elbe) abzutransportieren. Hermann Lamprecht, Besitzer der Gnarrenburger “Marienhütte”, vermachte seiner Gemeinde 50.000 Mark, um deren Anteil am Bahnbau zu finanzieren. Im 19. Jh. blieb dieser Plan aber unrealisierbar, weil die königliche Eisenbahnverwaltung in Hannover ihre Zustimmung auf Grund eines Eigeninteresses der Staatsbahn verweigerte. Erst im Juni 1903 wurde der Bau einer privaten Bahnstrecke Bremervörde-Gnarrenburg-Osterholz zugelassen.
Um auch das mitten im Teufelsmoor gelegene Worpswede mit der damals gerade aufstrebenden Künstlerkolonie anzubinden, entschloss man sich für die ingenieurtechnisch wesentlich anspruchsvollere und teurere von zwei erwogenen Streckenführungen, die über die Hamme und mitten durch das Moor führen musste. Preußischer Staat, Provinz Hannover, die Landkreise Bremervörde und Zeven sowie die Gemeinde Gnarrenburg und 22 Gemeinden des Landkreises Osterholz als Gesellschafter gründeten im Oktober 1907 die Kleinbahn Bremervörde-Osterholz GmbH. Die Königliche Staatsregierung bewilligte 867.000 Mark als Anteil des preußischen Staates.
1908 wurde in Ahrensfelde mit den Erdarbeiten begonnen. 1909 streikten die Bauarbeiter für eine Erhöhung des Stundenlohnes auf 40 Pfennige. Ebenfalls 1909 entstand in Ahrensfelde eine Bahnhofsgaststätte mit Saal. Die Teilstrecke Gnarrenburg-Bremervörde konnte bereits am 23. Juni 1909 eröffnet werden. 1910 wurden die Arbeiten für das Stationsgebäude in Osterholz-Scharmbeck vergeben (Stationgebäude: Maurermeister Wilhelm Torbohm aus Osterholz, Maschinenschuppen: Zimmermeister Heinrich Volger aus Osterholz, Geräteschuppen: Maurermeister Gottfried Stehnke aus Scharmbeck). Am 23.12.1910 wurde auch die Strecke zwischen Osterholz und Worpswede offiziell in Betrieb genommen und am 10.2.1911 schließlich die gesamte Verbindung zwischen Osterholz-Scharmbeck und Bremervörde vor 300 Ehrengästen offiziell dem Verkehr übergeben. (Quelle: R. Menkhoff: Chronik von Osterholz-Scharmbeck Band 1)
Nach dem 2. Weltkrieg mussten zunächst gesprengte Brücken wiederhergestellt werden, bevor der durchgehende Betrieb OHZ-Bremervörde 1946 wieder aufgenommen werden konnte. Das Jahr 1949 brachte der BOE mit täglich durchschnittlich über 2.600 und im Jahr fast 1 Mio. Passagieren die höchste Fahrgastzahl ihres Bestehens. Viele Menschen nutzten den Moorexpress in den Nachkriegsjahren für “Hamsterfahrten” auf das Land.
Am 18.3.1978 wurde der Personenverkehr eingestellt, in den folgenden 22 Jahren verkehrten lediglich Güterzüge und gelegentliche Sonderfahrten zu touristischen Zwecken.
Der Neubeginn
Ende 1997 stellten Jens Tiedemann vom Verkehrsclub Deutschland (VCD) und Dr. Wolfgang Konukiewitz, damals Pastor in Bremen-Findorff, mit Thorsten Groß dessen Studienarbeit „Die neue Moorbahn – Chance für die Region“ vor. 1998 entstand die Moorbahn AG, die 1999 mit Hilfe Ehrenamtlicher und unterstützt durch Ausfallbürgschaften vom Landkreis Osterholz sowie Bremervörde, Gnarrenburg und Worpswede einen fahrplanmäßigen Verkehr organisierte.
Zur EXPO 2000 fand dann im Rahmen eines Sonderprogrammes vom 1. Juni bis zum 31. Oktober regelmäßiger Personenverkehr an den Wochenenden statt. Quelle: Konukiewitz W, Weiser D (Hrsg.): Die Findorff-Siedlungen im Teufelsmoor bei Worpswede
Das Land, die Landkreise und anliegende Gemeinden teilen sich seit 2004 zunächst für 5 Jahre die erforderlichen Investitionen. Seit dem 29.4.2006 werden durchgehende Fahrten zwischen Stade und Bremen als Tourismus-Projekt durchgeführt. Diese „Durchbindung“ nach Bremen hat die Fahrgastzahlen noch einmal nahezu verdoppelt.
Anfang 2009 wurden die nötigen Investitionen für den Zeitraum bis 2013 in Höhe von ca. 1 Mio. € erneut in den Kommunen verhandelt. Eine Hälfte trägt das Land Niedersachsen, die andere soll von den Landkreisen Osterholz und Rotenburg (je € 17.000/Jahr), den Städten Bremervörde, Osterholz-Scharmbeck und Stade (je € 8.000/Jahr), den Gemeinden bzw. Samtgemeinden Gnarrenburg, Worpswede, Geestequelle und Fredenbeck (je € 6.000/Jahr) sowie der Gemeinde Ritterhude (€ 1.000/Jahr) aufgebracht werden.
Jahr | Fahrgäste |
1928 | 207.121 |
1949 | 955.775 |
1960 | 605.415 |
1970 | 491.900 |
Expo 2000 | 23.000 |
2001 | 15.000 |
2002 | 18.000 |
2003 | 18.000 |
2004 | 11.734 |
2005 | 11.000 |
2006 | 22.500 |
2007 | 22.600 |
2008 | 21.058 |
2009 | 21.952 |
2010 | 17.306 |
2011 | 18.775 |
2012 | 18.847 |
2013 | ca. 19.000 |
Im Jahr 2008 wurde der Moorexpress an jedem Betriebstag von 200 bis 240 Fahrgästen genutzt, etwa jeder siebte von ihnen hat sein Fahrrad mitgenommen (2008: 2.823 Fahrräder; 2011: 2.592; 2012: 2334 Räder)
Weblinks: Moorexpress (Eisenbahnen und Verkehrsbetriebe Elbe-Weser GmbH), Bremervörde-Osterholzer Eisenbahnfreunde
ein Kurzfilm mit elektronischer Musik zum Moorexpress:
Der Moorexpress
Die neuere Geschichte des Moorexpress war etwas komplizierter als hier dargestellt. Jetzt ist sie nachzulesen in Konukiewitz/Weiser, Die Findorff-Siedlungen im Teufelsmoor bei Worpswede, Bremen (Edition Temmen) 2012. Informationen zum Moorexpress gibt es auch auf http://www.moorexpress.info.
Vielen Dank für diesen Hinweis aus wahrlich berufenem Munde! Der Gedanke war mir beim Lesen von „Die Findorff-Siedlungen…“ auch schon gekommen, ich werde das in den nächsten Tagen auch hier ergänzen bzw. korrigieren. Expo hin oder her, ohne das über Jahre engagierte Wirken einiger Weniger würden wir auf den Moorexpress heute definitiv verzichten müssen.